Süddeutsche Zeitung

23 Jahre Mauerfall im Netz:#twitternwie1989

Lesezeit: 1 min

Vor 23 Jahre fiel die Mauer. Doch leider gab es damals noch kein Twitter, um Freunde, Bekannte und die Welt zügig über das Ereignis zu informieren. Der MDR holt das jetzt nach: Es twittern Grenzposten, SED-Männer, Journalisten und einfache Leute.

Mirjam Hauck

Vor 23 Jahren fiel die Mauer. Leider gab es damals aber weder Facebook noch Twitter. Wie hat man damals über diese Ereignis berichtet, es seinen Freunden erzählt und die Welt posaunt?

Die Jüngeren unter uns werden sich gar nicht mehr daran erinnern. Die Älteren schemenhaft an Fernsehbilder einer Pressekonferenz mit SED-Politbüromitglied Günter Schabowski, in der dieser stammelnd verkündet, dass das neue Reisegesetz nach seiner Kenntnis sofort und unverzüglich in Kraft tritt. Wer danach Gesprächsbedarf hatte, musste zum Telefon mit Wählscheibe greifen, um bei Nachbarn und Freunden diesseits oder jenseits des Eisernen Vorhangs anzurufen.

Der MDR Sachsen-Anhalt hat nun erkannt, welches Social-Media-Potenzial im Mauerfall steckt und eine Aktion gestartet, in der das alles nachgeholt werden soll. Bei Twitter unter @9Nov89live berichten MDR-Reporter in die Rolle fiktiver und realer Personen über ihre Sicht auf den Mauerfall.

"Keine besonderen Vorkommnisse"

So schreibt der Mann vor Ort #OberstleutnantJaeger: "Routinedienst hier an der #Bornholmer, keine besonderen Vorkommnisse bislang. Aber was soll auch passieren?". Da ahnt #JournalistBerlin schon, dass es kein Tag wie jeder andere werden würde: "Mhh, mein Informant gibt sich heute ausgesprochen zurückhaltend. Was liegt da in der Luft?". Und richtig viel Arbeit hat der #SEDMann: "Chef lässt Entwurf jetzt tippen. Geht weit über Auftrag von #Politbüro hinaus. Allen ist etwas mulmig zumute. #Reisegesetz"

Twitter-User greifen das gerne auf. Unter dem Hashtag #twitternwie1989 schreiben sie, wie sie den 9. November 1989 erlebt haben. Euphorische Tweets wie: "Wir sind das glücklichste Volk der Erde" von User @Oreo_Pirat sind darunter, aber auch banal-alltägliches wie "Verdammt, bin in Telefonzelle und habe kein Kleingeld!" von Twitter-User @baranek.

Hübsche Aktion vom MDR, die leider Teile der Twittergemeinde ausschließt. 1989 gab es weder den Social-Media-Dienst, noch einige seiner User. So schreibt @rapadize: "Twittere aus dem Bauch meiner Mom. Demnächst mal raus hier. Aber noch kurz chillen."

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