Süddeutsche Zeitung

Streit um Schönheitswettbewerb:"Miss Japan" ist nicht japanisch genug

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Ariana Miyamoto ist in Japan geboren und aufgewachsen. Sie hat einen japanischen Pass, fühlt sich als Japanerin und hat sich während ihrer Ausbildung mit der Kalligrafie beschäftigt, also dem Schönschreiben japanischer Schriftzeichen. Auf ihrem Twitter-Profil zeigt sie sich in einem traditionellen japanischen Kimono. Sie hat einen japanischen Schönheitswettbewerb gewonnen, ist jetzt Miss Japan, und wäre damit berechtigt, bei der Miss-Universe-Wahl anzutreten.

In den Augen mancher wird sie trotzdem immer ein "Hāfu" bleiben - eine Halbjapanerin, die ihr Land nicht angemessen repräsentieren kann. Miyamoto, 20, die als Vorbild US-Sängerin Mariah Carey angibt, hat eine japanische Mutter und einen afroamerikanischen Vater. Wie die französische Zeitung La Libération schreibt, gab es vor allem in den sozialen Netzwerken Unmut über die Wahl von Miyamoto. Einige User titulierten die 20-Jährige als "halbe Miss Japan" und beschwerten sich über die ihrer Meinung nach "mysteriösen Auswahlkriterien" der Miss-Japan-Jury.

Zwar erfährt Miyamoto von ihren Fans auch Unterstützung und wird in japanischen Medien als "saishoku kenbi", also als gleichermaßen intelligent und schön bezeichnet. Aber im gesellschaftlich konservativen Japan sind viele Menschen nicht bereit für eine Schönheitskönigin, bei der ein Elternteil aus dem Ausland kommt. Die Bevölkerung im Land ist sehr homogen. Der Anteil der Migranten beträgt, nach Zahlen von 2013, gerade einmal 1,9 Prozent - viel weniger als in allen vergleichbaren Industriestaaten.

"Hāfu" sind - anders als in früheren Jahrzehnten - inzwischen keine Rarität mehr und im öffentlichen Leben und im Showbusiness Japans präsent. Es gibt Schauspieler, Sänger, Models, Sportler und vereinzelt sogar Firmenmanager mit nur einem japanischen Elternteil. Doch die Stimmung wandelt sich nur langsam.

Megumi Nishikura, eine Regisseurin, die an einem 2013 erschienenen und in Japan populären Spielfilm über die "Hāfu" beteiligt war, sagt mit Blick auf den Fall Miyamoto: "Die Kontroverse, die nach ihrer Wahl entbrannt ist, ist eine große Chance für uns Japaner". Jetzt zeige sich, wie weit die gesellschaftliche Realität des Landes sich vom "selbst herbeigeführten Mythos der Homogenität " entfernt habe. Auf der anderen Seite lasse sich am Streit um die neue Miss Japan erkennen, wie weit der Weg zu einer offenen Gesellschaft noch sei.

Eine philippinische Website behauptete gar, Donald Trump, der US-Unternehmer, zu dessen Konzern auch die Miss-Universe-Organisation gehört, habe Miyamoto, genau wie die 26-jährige halb deutsche "Miss Philippinen", Pia Wurtzbach, vom Miss-Universe-Wettbewerb im kommenden Januar ausgeschlossen. "Wenn die Teilnehmerländer alle mit Halb-und-Halb-Kandidatinnen antreten, dann entspricht das nicht den Idealen von Miss Universe", soll der 68-jährige Milliardär zur Begründung gesagt haben. Allerdings erweist sich der Bericht bei näherer Untersuchung als Satire.

Hinweis: In einer früheren Version des Textes hieß es, "philippinischen Medienberichten zufolge" wolle Miss-Universe-Organisator Donald Trump Miss Japan und Miss Philippinen vom Wettbewerb ausschließen. Bei den Berichten handelte es sich offensichtlich um Satire. Wir haben die entsprechende Passage geändert.

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