Süddeutsche Zeitung

Stilkritik zu Sara Netanjahu:An Bibis Seite in schwarzer Spitze

Für ihr gewagtes Outfit bei der Eröffnungszeremonie der Knesset erntete Sara Netanjahu viel Kritik. Einige Ultraorthodoxe fühlten sich gar in ihren religiösen Gefühlen verletzt.

Von Peter Münch, Tel Aviv

Natürlich hat wieder niemand darüber geredet, dass sie die Haare schön hat. Stattdessen spricht das ganze Land über das Kleid, in dem Sara Netanjahu bei der Eröffnungszeremonie der Knesset - des israelischen Parlaments - ihre Rolle als "First Lady" ausfüllte. Es war schwarz, eng und transparent, und für viele war es zumindest nicht zu schwarz, denn das passt zur Stimmung. Das Problem wurde vielmehr deutlich, als sie in einem Sessel zu sitzen kam und ein Modekritiker im Fernsehen sie mit einem Michelin-Männchen verglich, was natürlich sexistisch ist. Andere fragten sich, ob sie vielleicht direkt aus einem Nachtclub gekommen sei, was auch Quatsch ist, weil es so was ja im heiligen Jerusalem gar nicht gibt. Manche Ultraorthodoxe fühlten sich gar in ihren religiösen Gefühle verletzt, dabei tragen doch deren Abgeordnete im Parlament auch schwarz, sind allerdings dafür ziemlich undurchsichtig. Letztlich schimmerte also schnell durch, dass es den meisten Kritikern gar nicht um Mode, sondern um Macht ging. Schließlich gilt die dominante Sara seit jeher als eine Art politische Problemzone des Premiers Benjamin "Bibi" Netanjahu. Dabei hat sie doch nun vielleicht einfach nur zeigen wollen, dass sie nicht immer die Hosen anhat.

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Quelle:
SZ vom 08.02.2013
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