Süddeutsche Zeitung

Rezept:Die Königsdisziplin der Eismacher

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Die Granita, ein halbflüssiges Sorbet aus Sizilien, ist im Sommer unschlagbar. Zum Beispiel mit Apfelsaft und Sekt.

Von Julia Rothhaas

Streng genommen ist eine gute Granita ein Ding der Unmöglichkeit. Denn diese halbflüssige Sorbet-Variante aus Italien muss einen so absurden Spagat hinlegen, wie man ihn nicht mal einer Bolschoi-Ballerina zumuten würde: Zum einen soll eine Granita grobkörnig genug sein, dass man sie anmutig und ohne Anstrengung (es ist ja heiß draußen!) aus einem Kelchglas löffeln kann. Gleichzeitig muss sie so cremig sein, dass sie auch durch einem Strohhalm zu genießen ist.

Echte Granita (oder Granité) gibt es daher nicht in den rotierenden Eismaschinen an der Strandbar, sondern nur in der Pasticceria. In Sizilien, der Homebase der Granita, haben sich die Menschen bereits im Mittelalter damit erfrischt, im Sommer wird sie dort mit einer Brioche sogar zum Frühstück gegessen. Eigentlich sollten die "nivaroli", die Schnee-Männer, den Schnee vom Ätna und den umliegenden Bergen in Höhlen bringen, um verderbliche Lebensmittel während der heißen Monate kühlen zu können.

Doch bald merkten sie, wie gut es schmeckt, wenn man etwas Eis abschabt und mit Fruchtsaft mischt. Sorten wie Zitrone, Wassermelone, Mandel oder Kaffee sind Standard, jeder Eis-Fan sollte aber unbedingt eine Granita mit Maulbeere (gelsi) probieren. Sie schmeckt nach frischen Waldbeeren, ist jedoch leider nur wenige Monate im Jahr verfügbar.

Granita kann man in vielen Varianten zubereiten, etwa mit Apfelsaft und Sekt (Rezept frei nach dem Buch "Speisekammer", Hölker Verlag). Dafür 80 g Zucker mit 50 ml Wasser aufkochen, bis der Zucker aufgelöst ist. Nach dem Abkühlen mit 400 ml Apfelsaft und 100 ml Sekt mischen und in einer Form einfrieren. Die Masse alle 20 Minuten mit der Gabel umrühren, bis sie gefroren und körnig und hoffentlich auch cremig ist. Zugegeben: Verglichen mit sizilianischer Granita ist das Rezept ein Kompromiss, aber ein herrlich erfrischender. Nur bitte nicht zum Frühstück.

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Quelle:
SZ vom 07.07.2018
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