Süddeutsche Zeitung

Ladies & Gentlemen:Für jede Untiefe geeignet

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Die Badesandale ist zurück, auch in der Edelvariante - eine Schönheit sollte man sich aber besser nicht erwarten.

Von Julia Werner und Jan Kedves

Für sie: Klatschend in die Fluten

Ein Trauma aus der Kindheit ist zurück: die Badesandale. Wer sich noch an das Gefühl erinnert, wenn eiskaltes Nordseewasser in steinharte Plastikschuhe strömte, wird jetzt fragen: Warum? Ganz einfach: weil das It-Label Bottega Veneta es sagt. Die "Jelly Shoes" der italienischen Marke sind in ganz undezentem Flamingo-Pink oder Kotz-Emoji-Grün oder Nemoblau für den Spottpreis von 350 Euro zu haben und sollen wohl so was wie die neuen Crocs sein, heißt: Wir sollen sie wahrscheinlich lässig-ironisch in Bars und Clubs tragen, so sie denn geöffnet sind. Zumindest lässt der Preis des Gummitreters das vermuten - wer lässt sich denn so eine luxuriöse Investition von Salzwasser zerfressen? Wobei das die bessere Entscheidung wäre. Denn die Idee des Badeschuhs ist nicht ganz blöd. Wer schon mal an einem echten Strand war, weiß, dass der Meeresgrund für Frauenfüße ein feindliches Umfeld ist. Es lauern dort Seeigel und Kronkorken! Und allerlei nicht nur spitze, sondern auch algenglatte Steine, die nur dazu da sind, die schwimmfreudige Frau, zusammen mit ihrem sorgfältig aufgebauten Strandsirenen-Image, klatschend in die Fluten stürzen zu lassen. Wegen dieser Angst reißen Frauen beim Reingehen ja immer sehr komisch die Arme in die Luft und wackeln mit dem Oberkörper, als seien sie ein Baum im Wind, was auch nicht gerade für eine Ursula-Andress-Aura sorgt. Aber der Schwimmschuh kann diese Aura bewahren! Dafür reicht übrigens auch ein Paar aus dem Sportsortiment. Endlich Sommer, endlich wieder echte Sorgen.

Für ihn: Kämpferisch bis zur Sohle

Männer planschen nicht. Sondern Männer stürzen sich waghalsig in die Fluten und kämpfen sich, wenn sie zurück an Land kommen, mit betont breiten Armschwüngen aus den Wellen, sodass es aussieht, als gebe es parallel immer noch ein paar unsichtbare Hai-Attacken abzuwehren oder Mangrovenschlingen aus dem Weg zu räumen. Schuhe braucht für dieses Heldenepos eigentlich keiner, schon gar keine schönen. Aber spitze Meereskiesel und Seeigelstachel tun eben auch Männerfüßen im Urlaub weh. So kommt es, dass der hippste Wasserschuh des Jahres für ihn mal wieder so aussieht, als seien Kategorien wie Ästhetik oder Eleganz völlig zweitrangig, als ginge es ums nackte Überleben allein und außerdem ums Funktionieren. Da ist also, voilà, das neue Modell "Hydro Moc", welches von der amerikanischen Outdoor-Marke Merrell als "perfekt für Tage im und am Wasser" angepriesen wird. Der Schuh hat eine sehr fluide Form, die aus dem Material Ethylen-Vinylacetat gespritzt ist, sodass das Ganze wahlweise aussieht wie angeschwemmter, vom Salzwasser ausgelaugter Plastikmüll, oder als habe man einem Krokodil-Schrumpfkopf die Haut abgezogen und, nun ja, den Fuß reingesteckt. Dass solche Wasser-Mokassins so hip sind, liegt auch daran, dass der Trend in den vergangenen Jahren schon zum ugly sneaker ging, zum bewusst abstoßenden Freizeitschuh, bis hin zu Crocs aus Kunstharzschaum. Tatsächlich wurden auch längst Männer weitab von Stränden und Pfützen mit Hydro-Mocs gesichtet. Sie kommen sich bestimmt noch mit Socken drin vor wie Aquaman, wie er sich mutig und amphibisch seinen Weg bahnt, komme da, was wolle. Platsch!

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