Süddeutsche Zeitung

Interieur für die Elbphilharmonie:Klobürste für 291,97 Euro

Sie sollten nicht nur säubern, sondern auch hübsch aussehen: Die Verantwortlichen der Hamburger Elbphilharmonie wollten ganz sicher gehen und bestellten edle Toilettenbürsten - zu Lasten des Steuerzahlers.

Eine Stilkritik von Martin Zips

Neben einer effektiven Handhabung wird von Toilettenbürsten heute noch etwas anderes verlangt: Sie sollten nicht nur säubern, sondern auch hübsch aussehen. Die Verantwortlichen der Hamburger Elbphilharmonie wollten da ganz sicher gehen, und bestellten zu Lasten des Steuersäckels Toilettenbürsten im Wert von je 291,97 Euro. Das berichtet die Hamburger Morgenpost.

Wer für teures Geld ein Ticket in die Welt der Hochkultur erwirbt, so der Gedanke, der hat sich auch auf dem Pausenplatz eine gewisse Wertschätzung verdient. So gesehen wäre ein Billig-Klowedel eine Zumutung für jede hanseatische Spontan-Diarrhöe, infolge von Prosecco mit Orangensaft.

Andererseits, das kann man von Kindern lernen, hat der Klowedel gerade dann seinen schönsten Auftritt, wenn er dem Gegner gezielt ins Gesicht gehalten wird. Sollten die Hamburger also bald aus Protest gegen weitere Kostenexplosionen bei der Elbphilharmonie auf die Straße gehen, sie sollten ihre Bürsten nicht vergessen. Damit könnten sie den prassenden Planern effektvoll zuwedeln. Teuer müssten die Klobürsten übrigens gar nicht sein. Aber dreckig wäre gut.

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Quelle:
SZ vom 19.11.2013
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