Fashion Week Berlin:Nein, die wollen nicht spielen
Auf Fransen, Rüschen und Blümchen-Prints mag kein Label auf der Fashion Week Berlin verzichten. Das kann sogar gefährlich cool aussehen.
Von Violetta Simon
Was trägt man im nächsten Sommer? Die Antwort suchen und finden bis zu 100 000 Besucher auf der Berliner Fashion Week, die zwei Mal im Jahr die neuesten Kreationen deutschsprachiger Designer präsentiert. Vom 2. bis 6. Juli ist Berlin Schauplatz der deutschen und internationalen Modeszene. Wir zeigen die Highlights. Modedesigner Marcel Ostertag setzt für seine Frühling/Sommer-Kollektion 2019 auf Bommel, Fransen, Volants und Rüschen.
Klingt verspielter, als es ist - der Metallic-Look setzt ein Zeichen Richtung Coolness und zeigt, wo es lang geht.
Ostertags Kreationen spielen selbst bei den Herren mit Blumenmotiven und -farben, kommen aber modern und urban daher.
Die Liebe zu Blumen und Rüschen teilt Ostertag mit Kollegin Lena Hoschek, in deren von kubanischer Folklore inspirierter Show der Designer in der ersten Reihe saß.
Die Kollektion der Österreicherin zeichnet sich wie immer durch knallbunte Prints aus, diesmal in Form zumeist fruchtiger Motive. Dazu sind Rüschen à la Carmen, Streifen, ja sogar Strick erlaubt.
Die eindeutige Botschaft dieser Saison: Esst mehr Obst.
Designerin Karin Veit setzt für das Modelabel Marc Cain noch eins drauf: Bommel und Rüschen dicht an dicht, als Camouflage für Korbtasche und Riemchensandale.
Marc Cain oder Lena Hoschek - wer hat hier wen kopiert? Kleiner Tipp: Kein Obst ist zu sehen, weder Apfelsinen im Haar noch an der Hüfte Bananen.
Auf Fransen will auch Designerin Anja Gockel nicht verzichten, im Gegenteil: Hier kommen sie als dominierendes Stilelement eines Capes zur Geltung.
Genau wie diese XXL-Rüsche, die bei Gockel nicht am Saum baumelt. Sondern zum vollwertigen Kleidungsstück stilisiert wird.
Blumenmotive nutzt die Deutsche für optische Spiele. Die vermeintlich blutbefleckte Optik auf dem gerafften Rock entpuppt sich bei näherer Betrachtung als Rosenblüten-Print.
Die naheliegende Assoziation, wenn man Puffärmel, hochgeschlossen und große Schleife hört? Kam Anja Gockel nicht in den Sinn, zum Glück. Sie beweist: So ein Outfit kann auch gefährlich cool aussehen.
Blümchen-Stickereien schön und gut - aber nicht, dass ein falscher Eindruck entsteht: Guido Maria Kretschmer kombiniert fließende Stoffe und zarte Elemente mit geradem Schnitt.
Blumen und Tüll? Na gut, aber bitte ohne Rüschen und in klarer Silhouette. Könnte auch Schneewittchens Stiefmutter tragen.
Der deutsche Designer Kretschmer lässt übrigens auch bei den Herren Blumen sprechen. Mit sportlichem Akzent, versteht sich. In Berlin tragen sie Chichi eben anders.