Süddeutsche Zeitung

Zweiter Bundesligaspieltag:HSV siegt und geht einkaufen

Lesezeit: 3 min

Beim 2:1-Last-Minute-Sieg des HSV gegen den Karlsruher SC zeigt sich, dass personell noch Nachholbedarf besteht. Geld und Ideen für Verstärkungen gibt es bereits.

Jörg Marwedel

Hamburg - Der Verkäufer Bernd Hoffmann hat den schmucklosen 2:1-Sieg des Hamburger SV gegen den Karlsruher SC auf den für ihn besten Nenner gebracht. "Ein gutes Pferd", orakelte der HSV-Boss süffisant, "springt immer nur so hoch wie es muss." Das klang natürlich viel besser als die nüchterne Analyse des Sportchefs Dietmar Beiersdorfer, der davon sprach, man habe das Spiel, das durch einen Treffer des Abwehrmannes Joris Mathijsen erst in der 90. Minute entschieden wurde, "weggearbeitet" und man habe "noch nicht den qualitativ besetzten Kader, den wir uns wünschen". Der neue Trainer Martin Jol wiederum zeigte, worauf er nun hofft: "Vielleicht haben wir nächste Woche schon mehr Möglichkeiten."

Mehr Möglichkeiten im Spiel, aber auch im Kader. Denn das neue HSV-Team ist in etwa so fertig wie ein Bild, dem noch ein paar aufmunternde Farbtupfer fehlen. Der unvollendete HSV spielte zwar, wie es Jol wünscht, mit drei Angreifern viel offensiver als unter dem Abwehrmeister Huub Stevens. Das Problem aber war: Es sprangen nicht mehr Torchancen heraus als unter Stevens. Auch, weil "uns im Mittelfeld die Kreativität fehlte", wie Jol feststellte und dabei gewiss noch einmal an den einstigen Impulsgeber Rafael van der Vaart gedacht hat. Das Team war nicht in der Lage, die stabilen Karlsruher, die den Holländer "fast ein wenig ans Ajax-System" erinnerten, wirklich zu dominieren.

HSV muss personell nachlegen

Das unfertige Bild aber wird eben erst in der letzten August-Woche, kurz vorm Ende der Transferperiode, vollendet werden. Denn erst, seit van der Vaart an Real Madrid (für mindestens 14 Millionen Euro) und Vincent Kompany an Manchester City (mindestens 8,5 Millionen Euro) verkauft wurden, konnte Beiersdorfer ernsthaft verhandeln. Nach dem Tauschgeschäft mit Borussia Dortmund - für den Problemstürmer Mohamed Zidan kam im Gegenzug für vier Millionen Euro extra der kroatische Stürmer Mladen Petric, den Jol als "Idealspieler" bezeichnet -, werden diese Woche wohl zwei imposante Defensivspieler beim HSV unterschreiben.

Voraussichtlich kommt der 1,92 Meter große Innenverteidiger Alex Silva, 23, vom FC Sao Paulo. Der Brasilianer spielte ebenso bei Olympia mit wie der argentinische Goldmedaillengewinner Luciano Monzon, 21, von Boca Juniors. Boca-Präsident Pedro Pompilio sagte im Radiosender "Radio La Red": "Wir sind uns mit dem HSV komplett über den Transfer einig." Das Abwehrpaket würde etwa zwölf Millionen Euro kosten.

Silva soll Kompany, 22, ersetzen. Für den Belgier hatte der HSV vor zwei Jahren über 8,5 Millionen Euro ausgegeben, so viel wie noch für keinen anderen Profi. Doch der technisch versierte und selbstbewusste Defensivmann hielt nicht, was man sich von ihm versprach. "Hoch zufrieden" kommentierte Hoffmann den in nur 24 Stunden perfekt gemachten Transfer mit dem "Querkopf", wie Kompany zuletzt vom Boulevard genannt wurde. Zuletzt hatte er die Klubverantwortlichen erzürnt, weil er nicht, wie angeblich vereinbart, nach zwei Spielen bei Olympia zurückkehren wollte.

Erster Autritt von Mladen Petric im HSV-Trikot

Mladen Petric durfte nach nur einem Training mit seiner neuen Mannschaft erst nach 72 Minuten aufs Feld. Er hat beim 2:1 noch ein wenig geholfen. "Es ist schön, wenn man mit dem Köpfchen beim entscheidenden Tor dabei war", freute sich der Vorlagengeber. Das andere Tor bereitete Thimothee Atouba mit einer Flanke vor, die KSC-Neuling Tim Sebastian zum 1:0 in der 37. Minute ins eigene Netz lenkte. Sebastian Freis (67.) hatte den Ausgleich durch die Beine des diesmal ungewohnt unsicheren HSV-Torwarts Frank Rost erzielt.

Für den früheren Rostocker Sebastian war das bitter, denn er hatte sich als zweikampfstärkster Spieler der Partie erwiesen (89 Prozent gewonnene Duelle) und vertrat den abgewanderten Mario Eggimann hervorragend. Ebenso wie Antonio da Silva, dem "die großen Fußstapfen" des Spielmacher-Vorgängers Tomas Hajnal ausgezeichnet passten, wie KSC-Manager Rolf Dohmen den früheren Stuttgarter zu Recht lobte. So reklamierte Trainer Edmund Becker, man habe "es auch diesmal geschafft, die Abgänge gut zu ersetzen". Natürlich mit viel weniger Geld als der Champions-League-Kandidat aus Hamburg.

KSC-Neuzugänge stark

Ein paar Aufreger aber gab es doch noch in dieser nach dem starken HSV-Auftakt in München (2:2 beim FC Bayern) eher tristen Partie. Allerdings sind sie nicht von Allen gesehen worden. Jol etwa hatte "gehört", sein Stürmer Ivica Olic habe in der 69. Minute eine Schwalbe versucht, weshalb er vom KSC-Torhüter Markus Miller umgestoßen wurde und beide Übeltäter mit Gelb bestraft wurden. Miller wiederum hatte in der Schlussminute "gehört", dass der Eckball vor dem 2:1 eigentlich keiner war. Immerhin: Die Augenzeugen hatten wohl in beiden Fällen Recht.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.712740
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
sueddeutsche.de/JBe
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.