Süddeutsche Zeitung

Zuschauer bei Handball-WM:"Get lucky" für nur sechs Euro

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Die Organisatoren geben viel Geld aus, um bei der Handball-WM die Tribünen voll zu bekommen. Damit die Zuschauer nicht nur zum Konzert von Pharrell Williams in die Halle strömen, sondern auch Handball schauen, haben sich die Veranstalter einen fiesen Trick einfallen lassen.

Von Joachim Mölter, Doha

Das letzte WM-Spiel am Donnerstagabend, das zwischen Dänemark und Russland, war schon lange vorbei, als sich die Tribünen in der 15 000 Zuschauer fassenden Multipurpose Hall von Lusail wieder füllten. Die Leute, die sich an den Imbissständen und Fanshops die Zeit vertrieben hatten, kamen zurück für den Höhepunkt des Abends - den Auftritt des amerikanischen Sängers Pharrell Williams, bekannt durch seine Hits "Happy" und "Get lucky".

Tags zuvor noch in Davos im Einsatz, war er über Nacht in Doha eingeschwebt für einen 45-minütigen Auftritt, Playback zwar nur, aber das trübte die Stimmung nicht: Auf den Tribünen tanzten Zuschauer und Helfer, selbst die Sicherheitskräfte ließen sich das Spektakel nicht entgehen - alle waren happy.

Man kann den Organisatoren der Handball-WM in Katars Hauptstadt Doha nicht vorwerfen, dass sie sich nichts einfallen lassen, um Zuschauer in die Halle zu locken, gerade solche, die mit diesem Sport sonst nichts anfangen können. In dieser Woche sind bereits der Iraker Kadim al-Sahir und der Katarer Fahad al-Kubaisi aufgetreten, berühmte Sänger im arabischen Raum; dem 57 Jahre alten al-Sahir folgen angeblich zehn Millionen Fans auf Facebook. "Ein Traum", zitierten Katars Zeitungen einen weiblichen Fan, "normalerweise muss man viel Geld bezahlen, um ihn singen zu sehen, aber hier kriege ich die Karte praktisch zum Schleuderpreis."

In der WM-Vorrunde kosten die billigsten Tickets für die Oberränge 25 Rial, umgerechnet rund sechs Euro; für das Dreifache ist man schon ziemlich nah am Geschehen. Dafür bekommt man zwei Spiele zu sehen - und ein Konzert obendrauf. Damit die Leute nicht nur zum Konzert kommen, machen die Organisatoren die Türen zu, wenn das zweite Spiel des Abends anfängt; die Musikfans werden sozusagen gezwungen, sich wenigstens eine Handball-Partie anzuschauen.

Wie viel sich das Organisationskomitee der WM die Auftritte der Musikstars kosten lässt, ist nicht zu erfahren; über Geld wird in Doha generell diskret geschwiegen. Aber die Katarer lassen sich gewiss nicht lumpen. Für Samstag ist jedenfalls die US-Sängerin Gwen Stefani angekündigt. Die Tribünen werden sicher wieder voll.

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SZ vom 24.01.2015
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