Süddeutsche Zeitung

Wasserball:Kater nach dem Herzschlagfinale

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Weiden und Würzburg müssen in die Abstiegsrunde, was nicht gerade das Ziel der einzigen bayerischen Wasserball-Bundesligisten war. Dass der Modus erst seit kurzer Zeit feststeht, stößt auch nicht gerade auf Begeisterung.

Von Sebastian Winter

Sie haben es sehr, sehr spannend gemacht am vergangenen Wochenende, das muss man ihnen lassen. Aber gereicht hat es für Würzburgs und Weidens Bundesliga-Wasserballer dann trotzdem nicht für die Playoffs - auch weil die gegenseitige Schützenhilfe ausblieb. Nach der 7:11-Niederlage des SV Würzburg 05 gegen den Düsseldorfer SC entpuppten sich die Nordrhein-Westfalen am Sonntag als lachender Dritter. Und das ausgerechnet am letzten Hauptrunden-Wochenende.

Würzburg hätte den Sprung auf Tabellenplatz zwei - und damit die Qualifikation für die Relegation - nur bei einem Sieg über Düsseldorf mit zumindest neun Toren Vorsprung geschafft, Weiden hatte nach dem eigenen 15:11-Erfolg gegen Düsseldorf tags zuvor auf einen Sieg Würzburgs mit weniger als neun Toren Vorsprung gehofft, um selbst noch Zweiter werden zu können. Doch beides blieb aus.

Das bedeutet, dass nun beide bayerischen Wasserball-Bundesligisten in der Abstiegsrunde antreten müssen, die die drei Letztplatzierten der Gruppe B (Neustadt/Weinstraße, Weiden, Würzburg) mit jenen der Gruppe C (Duisburg, Poseidon Hamburg, Hamberger TB) zusammenführt. So ergibt sich eine Sechser-Runde, aus der es wohl einen direkten Absteiger gibt, der Vorletzte muss demnach in die Relegation. Dieser Modus hat sich erst zuletzt herauskristallisiert. Dass, wie es lange Zeit hieß, auch eine Variante von gleich drei Absteigern und einem Releganten diskutiert wurde, "stimmte nicht", wie Bundesliga-Spielleiter Holger Sonnenfeld vom Deutschen Schwimm-Verband (DSV) auf SZ-Anfrage sagt.

Die nächste Ligenreform? "Da ist noch nichts spruchreif, aber es wird auch nicht die große Revolution", sagt Spielleiter Sonnenfeld

Jedenfalls nervt es zumindest die Weidener ziemlich, dass die Klubs bis vor wenigen Tagen noch nicht wussten, wie der Modus genau abläuft: "Das ist kurios, und es sagt auch einiges über den Deutschen Schwimm-Verband aus, dass man das nicht bereits vor Saisonbeginn festlegt, sondern jetzt so kurzfristig", sagt ihr Center-Verteidiger Thomas Kick. Die Würzburger sind da inzwischen fast schon fatalistisch, ihr Spieler und Teammanager Inaki Daniel Joseba Urkiaga findet jedenfalls: "Wir haben uns inzwischen daran gewöhnt, dass das seit Jahren so ist. Der Modus soll generell geändert werden, aber das ist wohl alles in der Mache." Sonnenfeld zufolge plant der DSV vom kommenden Sommer an die nächste Liga-Reform, "da ist noch nichts spruchreif, aber es wird auch nicht die große Revolution".

Wenn es nicht mehr so kompliziert wäre wie aktuell, wäre dem deutschen Wasserball schon geholfen. Wobei die derzeitige Ligen-Einteilung auch der Pandemie geschuldet ist. Coronabedingt gibt es in dieser Saison statt zwei gleich drei Gruppen. In Gruppe A spielen die acht besten deutschen Mannschaften, darunter die vielfachen deutschen Meister Spandau Berlin und Hannover, in Gruppe B fünf Klubs, darunter Würzburg und Weiden, in Gruppe C weitere fünf Vereine. Nach dem Hauptrunden-Abschluss am vergangenen Wochenende haben sich die jeweils beiden besten Mannschaften aus Gruppe B und C für die Relegation zur elitären Gruppe A qualifiziert, die restlichen sechs Teams spielen - wie nun Weiden und Würzburg - in die Abstiegsrunde weiter. Dort müssen die beiden bayerischen Vertreter mindestens Vierter werden, um den Klassenverbleib zu erreichen.

Die besten deutschen Klubs, wie Spandau und Hannover, beschäftigen Profis und können mit nicht gerade kleinen sechsstelligen Etats planen. Weiden und Würzburg sind als Amateure, im besten Sinne, weit davon entfernt. Corona habe den Würzburgern aber auch deswegen sehr zugesetzt, sagt Urkiaga, "drei unserer Stammspieler standen kurzfristig nicht zur Verfügung, weil sie aufgehört haben oder beruflich zu sehr eingespannt waren". Einer der Spieler, der bei der Bundeswehr ist, muss beispielsweise in einer anderen Stadt Amtshilfe in einem Krankenhaus während der Pandemie leisten, "er hat es erst ein einziges Mal zum Training geschafft", erzählt Urkiaga, der sich generell wünscht, "dass Wasserball, das immerhin olympisch ist, bald wieder mehr Zuschauer und Aufmerksamkeit bekommt".

Mitte Februar könnte die Abstiegsrunde nun starten, Spielleiter Sonnenfeld hat den Terminplan weit gefasst, bis in den Juni hinein. Auch weil viele Vereine skeptisch sind wegen der Omikron-Welle: "Wie in jedem anderen Sport, ist es auch bei uns sehr, sehr fraglich, ob weitergespielt werden kann", sagt Weidens Center-Verteidiger Kick. Sonnenfeld zufolge sind auch Doppelspieltage erwünscht, die sich gerade gegen die beiden Gegner aus Hamburg anbieten. Und gerne auch Spiele im Freien - das Hallenbecken in Weiden ist ohnehin eigentlich zu klein für den Erstligabetrieb. Ob Würzburg und Weiden in der Bundesliga bleiben, dürfte sich daher erst während der Freibad-Saison entscheiden.

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