Süddeutsche Zeitung

Nach Halbfinal-Sieg gegen Belgien:Deutsche Volleyballerinnen stehen im EM-Finale

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Spannender hätten sie es kaum machen können: Die deutschen Volleyballerinnen geraten im EM-Halbfinale gegen Belgien schnell in Rückstand und verlieren gar die ersten beiden Sätze. Doch das Team von Bundestrainer Giovanni Guidetti kämpft sich zurück, dreht die Partie - und trifft nun im Finale auf Weltmeister Russland.

Nach einer atemberaubenden Aufholjagd sind die deutschen Volleyballerinnen auf den letzten Drücker ins Endspiel der Heim-EM gestürmt und dürfen weiter vom Titel träumen. Die Mannschaft von Bundestrainer Giovanni Guidetti drehte mit einer Energieleistung ein schon verloren geglaubtes Halbfinale gegen Belgien und greift nun nach dem größten Erfolg seit der Vereinigung.

Trotz eines 0:2-Satzrückstands siegten die deutschen Frauen in einem Volleyball-Krimi noch mit 3:2 (18:25, 20:25, 25:21, 25:21, 15:11). "Wir wollten es nicht zulassen, dass Belgien unser Finale spielt. Ich bin fix und fertig. Ich weiß nicht, ob ich lachen, weinen, springen oder mich hinlegen soll", sagte Kapitän Margareta Kozuch nach dem nervenaufreibenden Match. "Im Nachhinein waren es hauptsächlich der Glaube und harte Arbeit."

Vor 7137 Zuschauern in der Berliner Max-Schmeling-Halle, unter ihnen auch der neue IOC-Chef Thomas Bach, boten Kozuch und ihre Teamkolleginnen anfangs eine magere Vorstellung, feierten aber ein Gänsehaut-Comeback und treffen im Endspiel am Samstag (20.00 Uhr/Sport1) nun auf Weltmeister Russland, der Titelverteidiger Serbien mit 3:0 förmlich aus der Halle fegte. Belgien hofft nun zumindest im Spiel um Platz drei gegen Serbien auf einen kleinen Coup, doch nach der unglücklichen Niederlage flossen Tränen der Enttäuschung beim so starken Außenseiter.

Auch IOC-Chef Bach brauchte sein Kommen nicht zu bereuen. "Ich bin seit vielen Jahren bekennender Volleyball-Fan", sagte der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees vor der Partie. Er habe hier noch einmal die Möglichkeit, "parteiisch zu sein", meinte er schmunzelnd. Es war Bachs erster Besuch einer Sportveranstaltung in seinem neuen Amt.

Was der IOC-Präsident zunächst zu sehen bekam, dürfte ihn wenig begeistert haben. Das junge Team des Deutschen Volleyball-Verbandes begann nervös: zu viele Unkonzentriertheiten, zu viele leichte Fehler. Permanent liefen Kapitän Kozuch und ihre Mitspielerinnen einem Rückstand hinterher. Nicht nur Maren Brinker konnte an ihre starken Leistungen aus den ersten Spielen nicht anknüpfen.

"Wir hatten in diesem Jahr nur Probleme gegen Belgien", hatte Guidetti zuvor gewarnt und zürnte nun angesichts der mageren DVV-Vorstellung. Mit cleveren Aufschlägen, starkem Block und aggressiven Schmetterbällen führte der Weltranglisten-39. mit 24:17, ehe der erstmals bei dem Turnier eingesetzte Videobeweis die Entscheidung gegen die deutschen Frauen brachte.

Am verblüffenden belgischen Block blieben die Schützlinge von Guidetti auch im zweiten Satz immer wieder hängen, hatten zudem in der Annahme gehörig zu kämpfen. Doch die DVV-Frauen stellten erneut eine Qualität unter Beweis, die sie bislang durch das Turnier förmlich getragen hat: Courage. Nicht aufstecken, selbst wenn immer wieder Fehler unterlaufen.

Der Co-Gastgeber der EM bäumte sich mit aller Macht auf und holte sich mit einer Willensleistung noch die Sätze drei, vier und fünf. Was für ein Finish! Nun haben die DVV-Frauen den größten Erfolg seit der Vereinigung vor Augen. Bislang holte nur die DDR in den 80ern zweimal den EM-Titel.

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