Süddeutsche Zeitung

Volleyball:Ein Satz weniger als Haching

Lesezeit: 3 min

Bei Herrschings 0:3-Niederlage gegen Meister Berlin überzeugt vor allem Außenangreifer Tim Peter nach seiner Verletzung - sein so wichtiger Kollege auf Außen-Annahme, Jori Mantha, ist hingegen ein Schatten seiner selbst.

Von Sebastian Winter

Am vergangenen Wochenende hätten Herrschings Volleyballprofis einmal etwas lernen können von Hachings Talenten. Beide Klubs, die WWK Volleys vom Ammersee wie auch der TSV Haching München, trafen zu Hause auf den deutschen Meister Berlin, Haching am Freitag, Herrsching am Sonntag. Die Hachinger waren es dann, die der Über-Mannschaft aus der Hauptstadt einen Satz abnahmen - den erst dritten überhaupt in dieser Saison. Während sie also stolz auf das 1:3 (25:22, 9:25, 17;25, 20:25) und ihren jüngsten Aufwärtstrend zurückblicken konnten (im vorletzten Spiel gegen Giesen gelang ihnen der erste Saisonsieg), verlor Herrsching sein Spiel gegen Berlin in der Nikolaushalle 0:3 (23:25, 23:25, 19:25).

Man muss natürlich fairerweise erwähnen, dass Berlin im ersten Satz gegen die Hachinger nicht gerade seine stärkste Formation aufgeboten hatte, Zuspieler Sergej Grankin oder Diagonalmann Benjamin Patch etwa kamen später aufs Feld, um den frechen Hachingern, die auch bis Mitte des vierten Satzes führten, doch noch ihre Grenzen aufzuzeigen. Doch vor allem im Aufschlag zeigten die Junioren vor 100 Zuschauern - 300 hätten in die Halle gedurft - eine starke Leistung. Allerdings wurde Grankin im Spiel gegen Herrsching dann das gesamte Spiel über geschont.

Für die Herrschinger lief es dennoch nicht so gut, auch wenn ihr Trainer Max Hauser nach den nur 79 Minuten durchaus positive Ansätze erkannt hatte, vor allem im Aufschlag, in der Annahme und auch bei den Mittelblockern. Aber es war eben auch die achte Niederlage im zwölften Saisonspiel; einen Satzgewinn, der durchaus verdient gewesen wäre, hatte sie auch nicht bereitgehalten. Den ersten Satz besiegelte Berlins starker Diagonalmann Benjamin Patch, den zweiten ausgerechnet Herrschings stärkster Mann, Kapitän Tim Peter - mit einem Fehlaufschlag.

Peter zeigte mit insgesamt 15 Punkten, 65 Prozent positiven Annahmen, einer fabelhaften 83-Prozent-Angriffsquote und vier Blocks immerhin sein wohl bestes Saisonspiel, was seinen Trainer beruhigen dürfte. Denn Max Hauser hatte auf seinen 24-jährigen Außen-Annahme-Pfeiler wochenlang wegen einer Anfang November im Spiel gegen Friedrichshafen erlittenen Muskelverletzung verzichten müssen. Gegen Berlin wurde Peter nun verdienter MVP seiner Mannschaft. Sein Kollege im Außenangriff, Jori Mantha, beschert Hauser zugleich weiterhin Sorgenfalten.

Einer der Gründe für Manthas Formdelle: "Er hat vier Monate lang nur Golf gespielt, weil die Regelungen in Kanada strenger waren."

Der sprunggewaltige Kanadier, der am Ende der vergangenen Saison "in Topform war, als er uns verlassen hat", wie Hauser sagt, kommt seit dem Start der aktuellen Spielzeit nicht wirklich in Tritt. Hauser zufolge ist einer der Gründe für Manthas Formdelle, "dass er vier Monate lang nur Golf gespielt hat, weil die Regelungen in Kanada strenger waren als bei uns hier". An Volleyballtraining war nicht zu denken für Mantha, außerdem fremdelt er noch mit Herrschings neuem Zuspieler Luke Herr - Mantha hatte zwei Jahre lang mit Herrs Vorgänger Johannes Tille glänzend harmoniert. "Aber Jori ist auf einem aufsteigenden Ast, und die Saison ist noch lang. Man muss jetzt nicht in Panik ausbrechen", sagt Hauser.

Dennoch kann so etwas schon mal auf die Stimmung schlagen, der dritte Außenangreifer Jordi Ramon Ferragut fehlt ja wegen eines Handbruchs noch wochenlang. Zuschauer waren gegen Berlin auch keine in der Nikolaushalle, weil es sich für den Klub nicht gelohnt hätte, die derzeit maximal mögliche Kapazität von 250 Fans auszureizen. Irgendwie ist derzeit der Wurm drin in Herrschings Spiel, auch die Begleitumstände passen.

Eigentlich hätte die Partie gegen Berlin, diesen großen Namen, der Höhepunkt der Hinrunde werden sollen, geplant war das Spiel im Audi Dome. Doch die Corona-Pandemie machte den Volleys vom Ammersee, wie schon öfter, wenn sie in München spielen wollten, einen Strich durch die Rechnung. "Auch finanziell ist das keine einfache Sache", sagt Hauser, der darauf hofft, dass seine Mannschaft wie geplant wenigstens für das letzte Rückrunden-Heimspiel gegen Frankfurt am 8. Januar in die Spielstätte der Bayern-Basketballer zurückkehren kann - und später auch für die Zwischenrunde und die Playoffs. Doch zumindest hinter der Partie gegen Frankfurt steht ein großes Fragezeichen, denn bis dahin wird sich die pandemische Lage wohl kaum so sehr verbessert haben, dass die Staatsregierung wieder viele Zuschauer zu Profisport-Veranstaltungen ziehen lässt.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5487250
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.