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Volleyball:Das Jahr danach

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Die hohe personelle Fluktuation bei Straubings und Vilsbiburgs Erstliga-Volleyballerinnen liegt nicht nur am Konzept - sie sind auch späte Auswirkungen der zurückliegenden Corona-Saison.

Von Katrin Freiburghaus

Dass die Teams in der Volleyball-Bundesliga ihr Gesicht über den Sommer erheblich verändern, ist nicht ungewöhnlich. Einjahresverträge sind insbesondere mit Spielerinnen aus dem Ausland eher Regel als Ausnahme, und wer wie Nawaro Straubing zusätzlich Talente bei ihren ersten Schritten auf der großen Bühne begleitet, trifft sie oft schneller im gegnerischen Trikot wieder als erwartet. Zwar hätte sich der ehemalige Assistenz- und neue Cheftrainer Bart-Jan van der Mark gewünscht, "alle jungen deutschen Spielerinnen zu halten und ein Team um sie herum zu bauen", der Niederländer nimmt aber auch den Umstand, dass lediglich zwei im Kader verblieben sind, gelassen zur Kenntnis. "Wenn du Aufbauarbeit machst, klappt das eben manchmal, und dann gehen sie zu Topvereinen", sagt er, "das gehört dazu."

Während diese Fluktuation tatsächlich Teil des Konzepts der Straubingerinnen ist, die mit kleinem Budget zuletzt zweimal hintereinander die Qualifikation für die Playoffs schafften, kam in diesem Sommer ein weiterer Faktor hinzu, der die Planung erschwerte. Die Corona-Pandemie verlangte den Teams in der vergangenen Saison im privaten Bereich einiges an Disziplin ab; kaum soziale Kontakte außerhalb der Volleyball-Blase waren eine der Grundvoraussetzungen dafür, dass die Saison mit vergleichsweise wenigen Positivfällen komplett absolviert werden konnte. In der Folge haben einige Spielerinnen aber ihre Prioritäten neu sortiert.

Die starken Beschränkungen der Sozialkontakte nach außen haben Spuren hinterlassen

Für Straubing hatte das in der vergangenen Woche ganz konkret zur Folge, dass zwei für die kommende Saison eingeplanten Spielerinnen überraschend ihre Karrieren beendeten: die norwegische Mittelblockerin Kjersti Norveel und das 18-jährige Angriffstalent Valbona Ismaili. Vor allem der Abschied von Ismaili schmerzt, hatte sich das Eigengewächs doch kontinuierlich ans Erstliga-Niveau herangearbeitet und den Status einer lokalen Identifikationsfigur. Doch die starken Beschränkungen der Sozialkontakte nach außen hinterließen Spuren. Bei ihr stünden künftig "die Familie, Freunde und meine Karriere statt dem Leistungssport im Vordergrund", sagt Ismaili. Norveel studiert künftig in Norwegen.

Sie sind mit dieser Neubewertung nicht allein. Auch Ligakonkurrent Vilsbiburg hätte Außenangreiferin Danielle Brisebois gerne gehalten, die Kanadierin kehrt jedoch bis auf Weiteres in ihre Heimat zurück und ist laut Vilsbiburgs Trainer Florian Völker "auf dem Transfermarkt derzeit nicht verfügbar". Er sei kein Sozialwissenschaftler, aber die vergangene Saison habe an allen gezehrt, sagt Völker und fügt hinzu: "Egal, wie gut die Stimmung war, man merkte, dass es mental eine Herausforderung war, Partner, Familie und Freunde so lange nicht zu sehen."

Während Straubing mit Ausnahme der bisherigen zweiten Zuspielerin Elisabeth Kettenbach und der neuen Nummer eins im Diagonalangriff Marie Hänle komplett neu aufbaut, bleiben Vilsbiburg Leistungsträgerinnen im Angriff erhalten. Luisa Keller, Jodie Guilliams und Alexis Hart stehen ebenso weiter im Kader wie Nationalspielerin Josepha Bock im Mittelblock. Das Zuspiel ist nach dem Karriereende von Lena Hartl und dem Weggang von Corina Glaab mit der ehemaligen Straubingerin Magdalena Gryka und Lindsay Flory dagegen neu besetzt. Auf der Diagonalposition kehrt Dayana Segovia, 25, zurück, die bereits 2017 in Vilsbiburg spielte. Mit ihr rechnet Völker allerdings verspätet. Die Kolumbianerin wird den Trainingsauftakt wie mindestens vier weitere Nationalspielerinnen wegen Verpflichtungen für ihr Nationalteam verpassen - auch Sommer ohne Corona-Beschränkungen haben ihre Tücken.

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