Süddeutsche Zeitung

Virtuelle Vereinsgründung:Zeit, ein Zeichen zu setzen

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Für die Initiatoren des Open Karate & Tai Chi München war die Corona-Pandemie kein Hindernis, sondern eher ein Ansporn, ihren eigenen Sportverein zu gründen. Nun suchen sie nach einem Dojo.

Von Celine Chorus und Sebastian Winter, München

Die Gründung eines neuen Vereins ist für die Beteiligten immer ein spannendes Unterfangen, während einer Pandemie, in der viele soziale Interaktionen nur virtuell erfolgen können, aber umso bemerkenswerter. In den vergangenen zwölf Monaten hat es daher in München auch im Sportbereich kaum neue Vereinsgründungen gegeben. Hermann Brem, im Bayerischen Landessport-Verband (BLSV) Vorsitzender des Kreises München-Stadt, sagte der SZ kürzlich, dass er im vergangenen Jahr nur zwei, drei Urkunden für Neugründungen im Stadtgebiet ausgestellt habe. "Normalerweise sind es eher 20 bis 30. Die Existenzangst ist da, auch bei den kleinen Vereinen", sagte Brem. Nun ist ein weiterer Klub dazugekommen.

"Uns ging es darum, ein Zeichen zu setzen, dass wir unter den gegebenen Umständen das Beste machen wollen, um weiterhin in Bewegung zu bleiben", erklärt Andreas Dufter, wie er und fünf weitere Initiatoren auf die Idee kamen, den Open Karate & Tai Chi München e.V. ins Leben zu rufen. Offen für neue Mitglieder zu sein, den eigenen Horizont zu erweitern und sich im Training an die Bedürfnisse des Einzelnen anzupassen - all diese Vorstellungen versuchten die Initiatoren, in einem passenden Namen zu vereinen.

Selbst wenn es nicht gelingen sollte: Sie haben es dann wenigstens probiert

Was im vergangenen Sommer mit spontanen Trainingseinheiten im Freien begonnen und sich zu einer Whatsapp-Gruppe von mehr als 20 Teilnehmern entwickelt hat, sollte durch die Vereinsgründung einen strukturierten Rahmen erhalten. Außerdem wurde so aus einer geschlossenen Gruppe eine Gemeinschaft, die sich nun für weitere potenzielle Mitglieder öffnen kann und sichtbarer wird in der ohnehin riesigen Münchner Vereinslandschaft mit ihren insgesamt 618 Sportklubs.

"Der erste Schritt ist, auf eine stabile Mitgliederbasis zu kommen und unseren Trainingsplan, den wir uns vorstellen, zu verwirklichen", erläutert Karateka Marcus Scheibenzuber seine Vorstellungen für den neuen Verein, den er mitgegründet hat. An die 20 Mitglieder wollen die Initiatoren gewinnen, um kostenneutral arbeiten zu können. Aktuell trainieren sie vor allem in Münchner Parks, planen in den nächsten Monaten aber auch die Anmietung eines Dojos. Ein paar Wochen brauche es noch, schätzt Scheibenzuber, bis der Verein komplett funktionsfähig ist. Die Suche nach den neuen Räumlichkeiten dürfte im von Raumnöten besonders betroffenen München eine der größten Herausforderungen für Open Karate & Tai Chi werden.

Längerfristig sei auch über ein differenzierteres Trainingsangebot und ein digitales Konzept für Anfänger nachzudenken, berichten die Gründer, die neben dem künftigen Training in der Halle auch weiterhin Online-Angebote und Freilufttraining anbieten wollen. In erster Linie geht es ihnen während der Corona-Pandemie aber darum, mit einem gewissen Realismus nach vorne zu blicken: "Und selbst wenn es nicht gelingen sollte, können wir immer sagen, dass wir es zumindest probiert haben", betont Mitinitiator Georgios Sykomanis.

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