Süddeutsche Zeitung

Viererpack: Geschichten aus der WM-Qualifikation:Breaking News: kein Lewandowski-Tor!

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Ein Nordire fliegt nach einem Einwurf vom Platz, Österreich siegt an einem Ort des sportlichen Traumas, ein VfB-Profi trumpft in der ägyptischen Nationalmannschaft auf.

Von Christof Kneer

Kein Tor!

Es ist nicht leicht gegen die Verteidiger Manuel Battistini, Davide Simoncini, Christian Brolli und Mirko Palazzi, hinter denen auch noch der unerschrockene Torhüter Elia Benedettini wacht. Man kann ruhig noch dazu sagen, dass die Genannten ihre Abwehrkräfte im Alltag bei titanischen Vereinen wie Libertas Borgo Maggiore, Tre Fiori Fiorentino, SS Folgore/Falciano und Tre Penne Galazzano stählen, wobei es sich bei Letzterem um kein Nudelgericht handelt. Es ist also keine Schande für Robert Lewandowski, dass er im Qualifikationsspiel der Polen gegen San Marino kein einziges Mal traf. Die Juroren, die bald über den Titel des Weltfußballers entscheiden, werden wohlwollend berücksichtigen, dass Polen dennoch 5:0 gewann - und Lewandowski in der laufenden Qualifikationsrunde schon sechs Tore geschossen hat.

Tor!

Für Experten ist es kein Problem, einen Satz mit "Österreich", "Färöer", "Zipfelmütze" und "Fischfabrik" zu bilden. Legendär ist die Niederlage, die Österreichs Nationalelf 1990 gegen eine Amateur-Elf von den Färöer-Inseln erlitt, deren bester Mann, der Torwart Knudsen, eine Zipfelmütze trug und hauptberuflich in einer Fischfabrik tätig war. Es war also alles angerichtet für eine ausgezeichnete Blamage, als die aktuelle österreichische Elf mit dem deutschen Trainer Franco Foda auf die Färöer reiste. Die Elf kriselnd, der Trainer umstritten, die Last der Geschichte ... am Ende siegten die Österreicher aber doch einigermaßen souverän mit 2:0, durch Tore der Bundesligaprofis Konrad Laimer und Marcel Sabitzer. Die Chance, den relevanten Gruppenplatz 2 noch zu erreichen, ist allerdings nicht viel größer als eine Zipfelmütze.

Tor!

Beim VfB Stuttgart waren sie Ende August glücklich und traurig zugleich. Glücklich, weil es ihnen gelungen war, den österreichischen Nationalstürmer Sasa Kalajdzic zu halten; traurig, weil er sich dann so schwer an der Schulter verletzte, dass er wohl bis Weihnachten ausfällt. Eher im Kleingedruckten wurde der Ersatz vermeldet, den sich die Stuttgarter damals aus Wolfsburg liehen: Omar Marmoush, 22, ein hoch veranlagter, manchmal noch etwas wilder Stürmer. Seit diesem Wochenende nun ist Marmoush, was auch Kalajdzic ist: Nationalspieler. Sein Debüt für die Nationalelf Ägyptens garnierte Marmoush gleich mit dem 1:0-Siegtreffer gegen Libyen. Die Ägypter liegen nun in der Afrika-Qualifikationsgruppe F auf Platz eins und sind genauso glücklich, wie der VfB sein wird, wenn Marmoush mal neben Kalajdzic stürmt.

Raus!

Das Regelbuch besagt, dass der Einwerfende beim Einwurf beide Füße auf dem Boden behalten muss, ansonsten ist der Einwurf ungültig und muss vom Schiedsrichter zur Wiederholung ausgeschrieben werden. Nicht im Regelbuch steht, dass ein Vergehen zwingend eine gelbe Karte nach sich zieht. Schiedsrichter Vincic kam dennoch nicht mit den Paragrafen in Konflikt, als er den Nordiren Jamal Lewis in der 37. Minute des Qualifikations-Spiels in der Schweiz mittels gelb-roter Karte vom Platz stellte. Der Verteidiger, bereits verwarnt, ließ es beim Einwurf sooo laaangsam angehen, dass der Referee auf Zeitspiel erkannte - zumal er die Nordiren deshalb schon ermahnt hatte. Den Schweizern konnte es dann nicht schnell genug gehen: Zuber traf zum 1:0 (45.), später erhöhte Fassnacht auf 2:0. Sämtliche Einwürfe blieben regelkonform.

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