Süddeutsche Zeitung

VfB Stuttgart:Vorwürfe gegen Vorstandsmitglieder

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Bei Fußball-Bundesligist VfB Stuttgart werden Details zur illegalen Weitergabe von Mitgliederdaten bekannt. Mit deren Hilfe soll Stimmung für die 2017 erfolgte Ausgliederung der Profiabteilung gemacht worden sein.

Von Christoph Ruf, Stuttgart

Es hat ein paar Stunden gedauert, bis Cem Özdemir am Mittwochabend die Stuttgarter Pokalniederlage gegen Gladbach verdaut hatte. Zu gerne hätte der in Kreuzberg lebende Grünen-Politiker miterlebt, wie sein VfB im nahen Olympiastadion das Pokalfinale bestreitet. Die Sorgen, die sich Özdemir um den Dauer-Zwist in der Vereinsführung macht, sind hingegen am Freitag noch größer geworden. Da wurden Details zur illegalen Weitergabe von Mitgliederdaten bekannt, mit deren Hilfe Stimmung für die 2017 erfolgte Ausgliederung der Profiabteilung gemacht wurde.

Im Abschlussbericht der zur Aufklärung dieser Affäre eingesetzten Beratungsfirma Esecon werden nun Gremien- und Vorstandsmitglieder als Verantwortliche und Mitwisser der gerade vom Landesdatenschutzbeauftragten als illegal bewerteten Praktiken benannt. Sie gehören dem Lager an, das eine Wiederwahl von Claus Vogt als Präsident zuletzt verhindern wollte. So seien die Vorstände Stefan Heim und Jochen Röttgermann sowie das Präsidiumsmitglied Rainer Mutschler in die Daten-Affäre selbst eingeweiht gewesen, zitiert der Spiegel aus dem bisher nicht veröffentlichten Papier. Mutschler und seinem Präsidiumskollegen Bernd Gaiser wird zudem attestiert, dass sie die Ermittlungen verschleppt und "erhebliche Verzögerungen des Untersuchungsablaufs" zu verantworten hätten. Außer ihnen säßen in den Gremien weitere Personen, die "direkt mit den zu untersuchenden Vorgängen in Verbindung stehen" in Amt und Würden. Daher seien "Glaubwürdigkeit und Verwertbarkeit der Untersuchungsergebnisse eingeschränkt" - eine Formulierung, die darauf hindeutet, dass Esecon überzeugt ist, dass noch nicht alles Kompromittierende ans Tageslicht gefördert wurde. Beim VfB heißt es, dass man sich bis zur Bekanntgabe der Ergebnisse zur Aufarbeitung nicht öffentlich äußern will. Vereinspräsident Claus Vogt sagte: "Die Veröffentlichung hat uns alle überrascht. Der VfB wird sich intern beraten und sich erst dann öffentlich äußern."

Eine Benennbarkeit der Verantwortlichen und eine arbeitsrechtlich sattelfeste juristische Grundlage hatte der Vorstandsvorsitzende Thomas Hitzlsperger zuletzt als Voraussetzung genannt, um personelle Konsequenzen ziehen zu können. Zuletzt kämpfte dessen Gegenspieler Vogt allerdings gegen Gremienmitglieder, darunter den Daimler-Vertreter im Aufsichtsrat, Wilfried Porth, und dagegen an, dass die Anwaltskanzlei Gleiss Lutz mit der abschließenden juristischen Bewertung des Esecon-Berichts betraut wird. Tatsächlich arbeitete die Kanzlei in den vergangenen Jahren regelmäßig für Daimler. Damit, so heißt es im Vogt-Lager, dürfte es ihr schwerfallen, die illegalen Begleitumstände einer Ausgliederung zu bewerten, deren Profiteur ein langjähriger Großkunde war. Nach der Ausgliederung sicherte sich der Autobauer für 41,5 Millionen Euro 11,75 Prozent der AG-Anteile.

Für Vogt, der Esecon allerdings auch beauftragt hatte, war der Freitag ein Tag der Freude. Ob weitere folgen werden, ist fraglich. Bis die Inhalte des Abschlussberichtes bekannt wurden, deutete einiges darauf hin, dass ihn der Vereinsbeirat nicht für eine Wiederwahl vorschlägt. Ob die neuen Erkenntnisse ein Umdenken bei dem achtköpfigen Gremium bewirken, ist eine Frage, die sich Cem Özdemir am liebsten gar nicht stellen würde. "In eine überarbeitete Satzung müsste dringend eine Klausel, dass der Vereinsbeirat den amtierenden Präsidenten unbedingt zur Wiederwahl vorschlagen muss", findet er. "Nur dann sind es auch wirklich die Mitglieder, die das letzte Wort über die wichtigste Personalie im e.V. haben."

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