Süddeutsche Zeitung

Türkgücüs Stadionsuche:Notlösung Olympiastadion

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Seit dem Drittliga-Abstieg sucht Türkgücü München eine Ausweichspielstätte, doch die Sache bleibt knifflig. Der Platz unter dem olympischen Zeltdach ist zu teuer - und andernorts gab es bislang nur Absagen.

Von Christoph Leischwitz

Am Sonntag findet mal wieder eine Fußballpartie im Münchner Olympiastadion statt, ein "Legendenspiel": FC Bayern gegen 1860 München, Giovane Elber gegen Benny Lauth. Eine fünfstellige Zahl Tickets ist verkauft. Ein einmaliges Ereignis. Wobei: Hätte der Ball hier künftig nicht wieder öfter rollen sollen? Hieß es im Sommer nicht, Türkgücü könne nach dem München Marathon seine Heimspiele im Olympiastadion austragen?

Der Drittliga-Absteiger hatte vor Saisonbeginn verzweifelt ein Ausweichstadion gesucht, für mindestens sieben Partien. Denn im Grünwalder Stadion, wo jede Partie etwa 10 000 Euro kostet, sind ihm maximal zwölf Spiele vertraglich zugesagt. Doch bei seiner Herbergssuche geriet Türkgücü in Fürstenfeldbruck in einen Streit zwischen dem örtlichem Verein und Rathaus, in Lohhof kamen Brandschutzvorgaben dazwischen. Blieb das Olympiastadion als, jawohl: Notlösung. Kurzfristig verfügbar, aber überdimensioniert - und teuer. Dem Vernehmen nach kostet ein Spiel dort etwa 25 000 Euro. "Wir versuchen, das zu vermeiden", sagt Türkgücü-Präsident Taskin Akkay.

Der Ort der jüngsten Absage - Thannhausen - ist 120 Kilometer entfernt

Türkgücü will bis zum Restrundenbeginn im März eine günstigere Spielstätte finden, doch die Suche bleibt schwierig. "Zuletzt hatten wir eine Absage aus Thannhausen", sagt Kaderplaner Roman Plesche auf SZ-Nachfrage. Thannhausen liegt 120 Kilometer entfernt. Aktuell laufen Gespräche im Landkreis Ebersberg und mit einem ebenfalls mehr als 100 Kilometer entfernten Regionalligisten. Im Raum München ist es offenbar nicht möglich, ein regionalligataugliches Stadion zu finden.

Das liegt auch an den strengen Auflagen des Verbands, die in der Praxis vielleicht gar nicht nötig wären. Denn selbst im Grünwalder Stadion liegt Türkgücüs Zuschauerschnitt aktuell bei unter 400, zu Heimspielen auf dem Land kämen sicher noch weniger. Nun habe man die Stadt gebeten zu prüfen, ob sie zumindest für so genannte Nicht-Sicherheitsspiele das Dantestadion zur Verfügung stellen könne, sagt Akkay. Schließlich erfülle sein Verein einen sozialen Auftrag, indem er zum Beispiel Jugendfußball anbiete; zur Gegenleistung wolle man ja nichts geschenkt, aber zumindest gleiche finanzielle Voraussetzungen wie andere Klubs. Sollte Türkgücü nicht am teuren Olympiastadion vorbeikommen, würde dies aber keine sportlichen Auswirkungen haben, sagt er: "Wir würden deshalb den Kader nicht verkleinern."

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