Süddeutsche Zeitung

Schalke-Aufsichtsratschef:DFB-Ethikkommission beschäftigt sich mit Tönnies-Aussagen

Lesezeit: 1 min

Nach seinen umstrittenen Aussagen über Afrikaner drohen Schalkes Aufsichtsratschef Clemens Tönnies Konsequenzen vom DFB. Die Ethikkommission des Deutschen Fußball-Bundes werde sich bei ihrer nächsten Sitzung am 15. August mit dem Vorfall beschäftigen, sagte der Vorsitzende des Gremiums Nikolaus Schneider.

Tönnies hatte nach einem Bericht der Zeitung Neue Westfälische beim Tag des Handwerks in Paderborn als Festredner Steuererhöhungen im Kampf gegen den Klimawandel kritisiert. Stattdessen solle man lieber jährlich 20 Kraftwerke in Afrika finanzieren. "Dann würden die Afrikaner aufhören, Bäume zu fällen, und sie hören auf, wenn's dunkel ist, Kinder zu produzieren", sagte Tönnies. Wenig später hatte er sich für diese Aussagen entschuldigt und sie als "töricht" bezeichnet.

Das öffentliches Bedauern seiner Aussage werde bei der Bewertung durch die Ethikhüter durchaus berücksichtigt, sagte Schneider. Allerdings widersprächen Tönnies' Worte allem, "wofür der Fußball steht". "Die öffentliche Wirkung ist schlimm", sagte der Vorsitzende der Ethikkommission. Das dreiköpfige Gremium selbst kann selbst kein Urteil fällen, sondern lediglich Anklage erheben, über die dann die DFB-Gerichtsbarkeit entscheiden muss.

Rauball: "Das ist etwas, was man in keinster Weise akzeptieren kann"

Zuvor hatte bereits Ligapräsident Reinhard Rauball Schalkes Aufsichtsratschef scharf kritisiert. "Ich war sehr überrascht, dass ihm das so passiert ist, und das kann man nicht durchgehen lassen, kommentarlos", sagte Rauball nach dem Fußball-Supercup in Dortmund. "Was mich noch mehr als dieser völlig deplatzierte Spruch betroffen gemacht hat, ist, dass dort für diese Sätze auch noch Beifall geklatscht worden ist. Das ist etwas, was man in keinster Weise akzeptieren kann und was auch mit den Werten des Fußballs, so wie er in den Vereinen und wie er beim DFB und bei der DFL gelebt wird, überhaupt nicht in Einklang ist", sagte Rauball, der auch Präsident von Borussia Dortmund ist.

Auch Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) hat sich zu Tönnies' verbaler Entgleistung geäußert und den Fleischfabrikanten scharf kritisiert. "Wer dumpfen Rassismus verbreitet, stellt sich gegen hunderttausende Fußballfans. Die übergroße Mehrheit steht klar für Menschlichkeit und Toleranz", sagt sie den Zeitungen der Funke Mediengruppe. "Nirgendwo gelingt Integration so gut und so schnell wie im Sport. Das darf man nicht gefährden."

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4552314
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ.de/dpa
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.