Süddeutsche Zeitung

Tischtennis:Traurige Sieger

Borussia Düsseldorf gewinnt ohne abschließendes Match die Champions League. Während des Halbfinals gegen Saarbrücken wird übermittelt, dass die russischen Duellanten der anderen Partie, Orenburg und Jekaterinburg, im Endspiel nicht antreten dürfen.

Von Ulrich Hartmann, Düsseldorf

Die Champions League zu gewinnen, ruft normalerweise enormen Überschwang hervor. Mehr als Applaus und Schulterklopfen aber konnten sich die Tischtennisspieler von Borussia Düsseldorf diesmal nicht abringen. "Das ist unser traurigster Titel jemals", sagte Timo Boll. "Man hat das Gefühl, man sollte den Anstand wahren", befand der Nationalspieler mit Blick auf den russischen Einmarsch in die Ukraine.

Erst im Verlauf dieses eigentlichen Halbfinal-Rückspiels gegen den 1. FC Saarbrücken hatten beide Teams erfahren, dass der Sieger nicht mehr in ein Endspiel einziehen, sondern die Champions League bereits gewonnen haben würde. Erst kurz vor Spielbeginn hatte die Europäische Tischtennis-Union die russischen Duellanten des anderen Halbfinals, Orenburg und Jekaterinburg, ausgeschlossen. "Das hätte viel früher kommen müssen", schimpfte Düsseldorfs Manager Andreas Preuß. "Saarbrücken und wir hatten sehr früh bekannt, dass wir kein Finale gegen eine russische Mannschaft spielen würden." Das Halbfinal-Hinspiel in Saarbrücken hatte Düsseldorf mit 3:0 gewonnen.

In der vergangenen Saison hat die Borussia gegen Saarbrücken das rein deutsche Champions-League-Endspiel ebenso gewonnen wie das Bundesliga-Finale um den Meistertitel. Für Düsseldorf ist der jetzt siebte Champions-League-Triumph der 75. Titelgewinn. Zu einem Duell mit Orenburgs deutschem Nationalspieler Dimitrij Ovtcharov, geboren in Kiew, wäre es im Finale indes ohnehin nicht gekommen, da Ovtcharov verletzt ist. Über seinen Kumpel weiß Boll außerdem: "Dima geht es nicht gut, weil seine Oma in der Ukraine festsitzt."

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