Süddeutsche Zeitung

Terrorpropaganda:Fußballer Naki erhält Bewährungsstrafe in der Türkei

Der ehemalige U21-Nationalspieler Deniz Naki ist im türkischen Diyarbakır wegen vermeintlicher "Terrorpropaganda" zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr, sechs Monaten und 22 Tagen verurteilt worden. Dies bestätigte Fabio De Masi, Europaabgeordneter der Linken, der als Prozessbeobachter vor Ort war. Im November war Naki, Ex-Profi des FC St. Pauli, noch freigesprochen worden.

"Das Urteil finde ich natürlich scheiße", sagte Naki der Bild-Zeitung: "Ich gehe davon aus, dass ich noch im Knast landen werde. Ich werde weiter den Mund aufmachen, wenn ich Menschen Not leiden sehe." Der 27-jährige Fußballer überlegt, mit seinem Rechtsbeistand gegen den Richterspruch vorzugehen.

Naki bestreitet die Vorwürfe

"Das heutige Urteil ist bedauerlich - und absurd", sagte De Masi: "Derselbe Richter, der Herrn Naki vom Vorwurf der Terrorpropaganda im letzten Jahr freigesprochen hat und damals unterstrich, dass in der Türkei Meinungsfreiheit herrsche, verurteilt ihn heute." Die Unabhängigkeit der Gerichte von der Politik in der Türkei sei nicht mehr gewährleistet.

Auch der FC St. Pauli reagierte mit Unverständnis. "Es ist schwer nachvollziehbar, wie der gleiche Richter in einer Revision nun zu einer anderen Entscheidung kommt", sagte Präsident Oke Göttlich in einer Vereinsmitteilung via Twitter: "Wir wünschen Deniz viel Kraft bei seinem Einsatz für Freiheit, Frieden und Menschlichkeit."

Naki, der zurzeit für den Drittligaklub Amed SK aus Diyarbakır spielt, wurde konkret vorgeworfen, über soziale Netzwerke für die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK geworben zu haben. Naki hat die Vorwürfe stets bestritten.

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