Süddeutsche Zeitung

Tennis:Die Doppel stechen

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Der TC Großhesselohe besiegt im ersten Bundesliga-Derby Rosenheim mit 4:2 - und zieht in der vorentscheidenden Saisonphase am Aufsteiger vorbei.

Von Sebastian Winter

Diese Tage könnten auch ein wenig besser laufen für den Tennisspieler Philipp Kohlschreiber. Vor einer guten Woche verlor der 37-Jährige sein Erstrunden-Match bei den Olympischen Spielen in Tokio gegen den Mitfavoriten Stefanos Tsitsipas (der wiederum im Achtelfinale ausschied) nur knapp in drei Sätzen. Kaum war Kohlschreiber, der Japan wie alle anderen Athleten nach seinem Wettkampf-Aus binnen 48 Stunden verlassen musste, aus der olympischen Blase zurück, trat er in einem wesentlich weniger schillernden Wettbewerb an - und verlor erneut. Schauplatz seines Duells war die Anlage des TC 1860 Rosenheim, wo am Wochenende ein besonderes Schauspiel dargeboten wurde: das erste Erstliga-Derby zwischen dem Aufsteiger Rosenheimer Unterstützungskasse und dem TC Großhesselohe.

400 Zuschauer waren gekommen, was die Verantwortlichen zwar nicht zufrieden stellte, aber in Anbetracht des wilden Wetters (inklusive einer einstündigen Regenunterbrechung, der Umzug in die Halle drohte, konnte aber abgewendet werden) doch ziemlich ordentlich war. "Wir hatten eigentlich einen Zuschauerrekord im vierstelligen Bereich eingeplant, aber das war nicht drin wegen des Wetters und auch des ersten Ferienwochenendes", sagte Rosenheims Teammanager Thomas Detterbeck. Die 400 staunten jedenfalls, als Rosenheims argentinischer Sandplatzspezialist Juan Ignacio Londero gegen Kohlschreiber den ersten Satz mit 6:4 gewann. Und sie staunten noch mehr, als Londero auch den zweiten Satz gewann, noch deutlicher mit 6:2. "Rosenheim hat eine starke Mannschaft", sagte Großhesselohes Sportchef Bernard Eßmann.

"Wenn wir gegen Großhesselohe gewonnen hätten, wäre noch alles offen gewesen", sagt Rosenheims Teammanager

Nur: Die Pullacher waren an diesem Sonntag noch stärker als Rosenheim. Neben Kohlschreiber verlor nur der Österreicher Jurij Robert Rodionov sein Einzel gegen Alessandro Giannessi, Großhesselohes Pole Kamil Majchrzak und Peter Gojowczyk gewannen ihre Spiele mit exakt demselben Ergebnis, 7:6, 6:1. Mit diesem 2:2-Zwischenstand ging es in die Doppel, und Großhesselohe gewann schließlich beide - Kohlschreiber und Majchrzak setzten sich in zwei Sätzen durch, Jürgen Melzer und Andre Begemann in drei. "Das Ergebnis spiegelt nicht das Spiel wider", sagte Detterbeck und haderte: "Wenn wir gegen Großhesselohe gewonnen hätten, wäre noch alles offen gewesen."

Nun ist nicht mehr alles offen in dieser spannenden Bundesliga-Saison, aber vieles. Großhesselohe hat durch seinen Derbyerfolg die Rosenheimer in der Tabelle überholt und ist nun Dritter, direkt vor dem Aufsteiger, der eine große Chance verpasst hat, sogar auf Platz zwei vorzurücken und nun wohl nicht mehr um den Titel mitspielen kann. Großhesselohe hat drei Spieltage vor dem Saisonende zwei Punkte Rückstand auf Tabellenführer Mannheim und zwei auf den zweiten Gladbach. Der TCG spielt im Saisonfinale am 15. August noch gegen Mannheim, Rosenheim, das auch nur drei Punkte hinter der Tabellenspitze liegt, trifft am kommenden Sonntag auf Gladbach. Könnte spannend werden, diese Schlussphase. Auch Eßmann will deshalb möglichst viele Spieler halten, bevor sie wie üblich im Sommer vor den US-Open auf US-Tournee gehen, auch Kohlschreiber. Der darf dann gerne mal wieder sein Einzel gewinnen.

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