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Rams-Trainer McVay beim Super Bowl:"Wir sind hier, um einen Auftrag zu erledigen"

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Mit 33 Jahren bestreitet Rams-Trainer Sean McVay das größtmögliche Spiel im Football: den Super Bowl. Vor dem Duell gegen die Patriots spricht er über sein Erfolgsgeheimnis.

Aufgezeichnet von Felix Meininghaus, Atlanta

Aus dem Getöse, das sich vor dem 53. Super Bowl in Atlanta aufbaut, sticht Sean McVay hervor. Der Trainer der Los Angeles Rams ist mit 33 Jahren der jüngste Coach, der ein Endspiel um die Meisterschaft im American Football erreicht hat. Sein Gegenüber Bill Belichick ist doppelt so alt, und steht mit den New England Patriots zum dritten Mal in Folge im Finale. Vor dem Duell um die Vince-Lombardi-Trophäe spricht McVay über die Qualitäten seines besten Abwehrspielers, woher sein Erfolg in so jungen Jahren kommt und über eine Familienzusammenkunft in Atlanta.

Herr McVay, wie besorgt sind Sie, dass Sie bei all dem Rummel um Sie und Ihre Mannschaft Ihren Spielplan nicht in der gewünschten Form umsetzen können?

Sean McVay: Erst einmal ist es gut, dass die Dinge jetzt langsam ins Rollen kommen. Hier war in den letzten Tagen so viel los, dass wir froh sind, uns wieder mehr auf das Spiel und die Details konzentrieren zu können. Es bleibt nicht mehr viel Zeit, alles genau zu durchdenken. Meine Spieler genießen die ungeheure Aufmerksamkeit hier, und das gönne ich ihnen auch, aber sie dürfen darüber nicht vergessen, dass wir hier sind, um einen Auftrag zu erledigen. Das bleibt natürlich im Mittelpunkt. Unsere Coaches und unsere Spieler machen hier einen fantastischen Job. Jetzt wird es Zeit, dass es los geht.

Ihr wichtigster Mann in der Verteidigung ist Defense Tackle Aaron Donald. Was macht ihn so besonders?

Es gibt in der Abwehr einfach nichts, was er nicht kann: Läufe und Pässe der gegnerischen Offensive unterbinden, seine Schnelligkeit, seine Explosivität - das alles macht ihn besonders. Er ist einer der ganz wenigen Athleten, bei denen sich ein spezielles Talent mit einer noch spezielleren Arbeitsethik verbindet. Sein Credo lautet, dass sich harte Arbeit auszahlt. Und das lebt er vor.

Das klingt, als sei es ein Geschenk, solch einen Spieler im Team zu haben.

Ich erzähle Ihnen mal eine Geschichte, dann verstehen Sie, was ich meine: Ich bin vor einem Auswärtsspiel um zehn Uhr abends in unseren Vorbereitungsraum für die Defensive Line gegangen, weil da noch Licht brannte. Da saß Aaron und hat in den Spielzugbüchern studiert, wie sich der Gegner aufstellt. Er liebt Football und lebt den Sport in jedem Detail. Er ist ein Anführer - und zwar nicht durch das, was er sagt, sondern durch das, was er tut.

Genau wie Sie?

Ich kann mich noch daran erinnern, wie ich meinen Großvater, der General Manager bei den San Francisco 49ers war, gefragt habe, warum manche Mannschaften mehr Erfolg haben als andere. Er hat gesagt: "Weil unsere besten Spieler in der Lage sind, mehr zu investieren und härter zu arbeiten als der Rest." Das ist der Standard, an dem ich mich orientiere.

Welche Erinnerungen haben Sie an den Super Bowl 2000, der ebenfalls in Atlanta stattfand, und den die St. Louis Rams gegen die Tennessee Titans gewannen?

Damals war ich 14, ich erinnere mich noch sehr gut an das Spiel. Der Verkehr in Atlanta ist immer ein Albtraum, aber bei dem Eisregen damals war es kaum möglich, überhaupt ins Stadion zu gelangen. Als wir dann endlich da waren, haben wir ein großes Spiel gesehen. Ich habe es wirklich genossen.

Ihr Vater und Ihr Großvater haben Sie auf Ihrem Weg zum Football-Trainer stark geprägt. Welchen Einfluss hatte Ihre Mutter Cindy auf Ihre Entwicklung?

Von ihr habe ich vor allem Liebe und Unterstützung bekommen. Ich könnte mir keine bessere Mutter wünschen als sie. Meine Mama ist auch eine tolle Athletin, aber in erster Linie ist es wichtig, wie sie meinen Bruder und mich behandelt hat. Es ist ein Segen, eine solche Mutter zu haben. Ich bin ihr sehr dankbar.

Gibt es in Atlanta eine Familienzusammenführung der McVays? Es war zu hören, dass Ihr Großvater in die Stadt kommt.

Ja, das ist richtig. Meine Eltern sind schon zu mir ins Hotel gekommen, ich konnte mit ihnen ein bisschen Zeit verbringen. Es ist wichtig, mal durchzuatmen und mit diesen wichtigen Leuten zu sprechen. Ich denke, meine Eltern werden noch einige Tickets besorgt haben. Es werden am Sonntag also eine ganze Menge McVays im Stadion sein.

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