Süddeutsche Zeitung

VfB Stuttgart gewinnt:Schwäbische Feierstunde in Mainz

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Damit war vor Wochen nicht zu rechnen: Nach dem 4:1-Sieg in Mainz hat der VfB Stuttgart am letzten Spieltag den Klassenverbleib in der eigenen Hand - die Konstellation ist günstig für das Team von Sebastian Hoeneß.

Von Frank Hellmann, Mainz

Weiße Trikots mit roten Brustringen dominierten am Sonntagnachmittag das Erscheinungsbild in der Mainzer Arena. Und die dem Anhang des VfB Stuttgart zugeteilten Blöcke H, I und J sollten schlussendlich Orte überbordender Freudenkundgebungen vieler hüpfender, tanzender und singender Menschen sein, denn im Abstiegskampf ist den Schwaben der viel zitierte Befreiungsschlag gelungen: Der verdiente 4:1 (1:1)-Auswärtssieg beim FSV Mainz 05 hat die Chancen auf den direkten Ligaverbleib schlagartig erhöht.

Mit Schlusspfiff ballten Waldemar Anton und viele seiner Mitspieler die Fäuste, anschließend stellte sich das Ensemble zur Danksagung vor den mitgereisten Fans auf. "Dieser Sieg war extrem wichtig. Wir haben einen Schritt gemacht, aber müssen noch einen zweiten machen", sagte Trainer Sebastian Hoeneß und fügte im nüchternen Tonfall an: "Wir haben noch einen Job zu erledigen und wollen es jetzt aus eigener Kraft schaffen und unser Ding durchziehen."

Für das Heimspiel gegen die bereits gerettete TSG Hoffenheim mit dem Ex-VfB-Coach Pellegrino Matarazzo besteht gleichwohl eine Ausgangslage, mit der so vor Wochen nicht zu rechnen gewesen ist. Mit einem Sieg wäre der fünffache deutsche Meister sicher erstklassig. Selbst bei einem Remis des VfB müssten sowohl der VfL Bochum (gegen Bayer Leverkusen) und der FC Schalke 04 (bei RB Leipzig) ihre Partien gewinnen, damit das Hoeneß-Ensemble noch direkt absteigt. Wahrscheinlich wirkt das nicht mehr, verlor der VfB mit dem neuen Trainer nur eines der sieben letzten Bundesligaspiele.

Vor allem der zuletzt harsch kritisierte, diesmal aber tadellose Torhüter Fabian Bredlow wirkte ziemlich erleichtert: "Der Sieg tut extrem gut. Die letzten Wochen waren gerade für mich nicht einfach. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, das hat mich nicht berührt." Ein zweiter Matchwinner kam mit Chris Führich von der Bank, der gleich an drei Treffern beteiligt war. "Das ist mega, ein super Gefühl: Wir haben im richtigen Moment gepunktet", erklärte der Edeljoker.

Kapitän Endo ist wieder da

Dabei hatte die Partie für Stuttgart gar nicht gut begonnen. Zunächst war der Mainzer Offensivmann Karim Onisiwo, dessen vorzeitige Vertragsverlängerung bis 2026 die Nullfünfer mit Anpfiff verkündet hatten, mit seinem Drehschuss an Bredlow gescheitert. Nach der anschließenden Ecke legte der österreichische Nationalspieler fast ungestört für Marcus Ingvartsen das 1:0 auf (23.). Doch wofür hat der VfB einen Kapitän, der wichtige Tore auf der Zielgeraden einer Saison anbringt? Nachdem ein Klärungsversuch von Edimilson Fernandes nach einem perfekten Stuttgarter Gegenstoß genau auf dem Fuß von Wataru Endo landete, vollendete der kampfstarke Anführer in einer fließenden Bewegung - Ballannahme mit links, Vollspannschuss mit rechts - sehenswert (41.).

TV-Expertin Almuth Schult attestierte dem Japaner ein "Weltklassetor". Jener Endo hatte in der Vorsaison für ekstatische Zustände am Neckar gesorgt, als er am letzten Spieltag in der Nachspielzeit gegen den 1. FC Köln die Relegation abwendete. Nach Wiederanpfiff bestraften engagiertere Stuttgarter die Mainzer Passivität gnadenlos: Erst köpfte der bei einer Ecke sträflich vernachlässigte Serhou Guirassy die Kugel aus kurzer Distanz zum 2:1 ein (64.), dann erhöhten die eingewechselten Führich und Tanguy Coulibaly noch auf 3:1 (78.) und 4:1 (90.+1) - und feierten genau dort, wo rund 4000 Gästefans bereits für die Party zum Ligaverbleib probten.

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