Süddeutsche Zeitung

Sicherheit bei WM:Brasilien schickt Militär in Favelas

Rio sagt den Drogenbanden den Kampf an: Nach dem Tod eines Polizisten will Brasiliens Führung jetzt Soldaten in den berüchtigten Armenvierteln von Rio de Janeiro einsetzen - und zeigen, "wer stärker ist".

Im Kampf um größtmögliche Sicherheit bei der Fußball-WM in Brasilien setzt die Regierung auf die Unterstützung des Militärs. Justizminister Eduard Cardozo kündigte wenige Tage nach dem Tod eines Polizisten durch eine Schießerei in einem Slum von Rio de Janeiro an, Soldaten zur Vertreibung der herrschenden Drogenbanden und anderer krimineller Gruppen einzusetzen.

"Wir werden den Banden zeigen, wer stärker ist, werden zeigen, dass der Bundesstaat Rio stärker ist und dass der brasilianische Staat stärker ist", sagte Rios Sicherheitsminister Jose Mariano Beltrame zu Cardozos Zusage nach einem Gespräch mit Rio Gouverneur Sergio Cabral und Brasiliens Generalstabschef Jose Carlos de Nardi. Einzelheiten über die Truppenstärke oder Beginn und Dauer des Militäreinsatzes nannte Beltrame ebenso wenige wie Cardozo.

Angesichts der schwierigen Situation in den Favelas genannten Elendsvierteln der Millionen-Metropole Rio de Janeiro hatte Gouverneur Cabral Staatspräsidentin Dilma Rousseff um Unterstützung gebeten. Besonders der Mare-Slum in der Nähe von Rios Galeao-Flughafens mit 100.000 Einwohnern gilt als eine Hochburg des Verbrechens. Seit 2009 sind insgesamt 9000 Polizisten in 38 sogenannten Befriedungseinheiten in den Favelas tätig, um die Lage in den Griff zu bekommen.

Trotz jahrelanger Bemühungen um eine Eindämmung von Gewalt und Bandenkriminalität herrscht weitgehend Anarchie in den Armenvierteln von Rio. Vor kurzem gab es eine Reihe von Angriffen auf Polizisten in den dicht besiedelten Favelas. Daraufhin bat Gouverneur Cabral die Bundesregierung in Brasília um Unterstützung während der am 12. Juni beginnenden Fußball-WM. Brasilien rechnet mit 600.000 ausländischen WM-Touristen.

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sid/afp
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