Süddeutsche Zeitung

Schalke 04:Die Auferstehung verschiebt sich

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Gegen RB Leipzig bleiben die Überraschungspunkte aus. Neuzugang Shkodran Mustafi erledigt seinen Job in der Abwehr mit Routine - bis es kurz vor der Pause eine Ecke gibt.

Von Philipp Selldorf, Gelsenkirchen

Auf den Beginn der wundersamen Auferstehung müssen die Anhänger von Schalke 04 eine weitere Woche warten. Gegen RB Leipzig gab es nicht die ersehnten Überraschungspunkte, der Tabellenzweite nahm durch einen 3:0-Sieg die volle Ausbeute mit in die Heimat. Das Resultat gibt das Spielgeschehen angemessen wieder. Der Sieg des Favoriten stand spätestens durch das 2:0, das Marcel Sabitzer in der 72. Minute erzielte, kaum noch in Frage. Schalke hatte sich nach Kräften gewehrt, war aber nicht in der Lage, die erstklassig organisierte Leipziger Deckung zu attackieren. Nicht nur die nächste Niederlage belastet den Schalker Durchhaltewillen, die ohnehin permanent ersatzgeschwächte Mannschaft musste außerdem den Ausfall von Mark Uth verkraften, den nach 39 Minuten Helfer vom Feld führen mussten. Mit längerer Fehlzeit ist dem Anschein nach zu rechnen, Uth konnte sich nur humpelnd fortbewegen.

"Ich bin sehr zufrieden mit unserer Leistung, wir haben über 90 Minuten ein sehr gutes Spiel gemacht", bilanzierte Julian Nagelsmann. "Ein bisschen zu hoch" fand sein Schalker Kollege Christian Gross das Resultat, "aber insgesamt muss man sagen, war der Gegner besser".

Die erste Halbzeit bot dem Zuschauer wenig Vergnügen. Von der Weite der Spielfläche machten beide Teams wenig Gebrauch. Das Spiel zerfiel in eine Abfolge von Zweikämpfen, die Schalker führten sie vorwiegend defensiv, die Leipziger in der Vorwärtsverteidigung. RB drängte damit zwar die Hausherren in die Deckung und dominierte das Bild, mühte sich aber weitgehend vergeblich, Torchancen wussten die stabil stehenden Schalker zu verhindern.

Daran hatte auch Shkodran Mustafi seinen Anteil, der fünf Tage nach der Ankunft in Gelsenkirchen sein Debüt gab. Dabei hatte ihn das örtliche Gesundheitsamt erst am Freitag aus der obligatorischen Einreise-Quarantäne entlassen, für ein Training mit den neuen Mitspielern hatte die Zeit nicht gereicht. Mustafi erledigte seinen Job jedoch mit Routine und seinen bewährten Vorzügen. Bis die zweite Minute der Nachspielzeit der ersten Hälfte anbrach und Mustafi beim 0:1 die Orientierung verlor. Insgesamt sei er zwar "nicht ganz zufrieden" mit der Leistung seines neuen Verteidigers, sagte Gross, "aber er wird uns helfen, da bin ich sicher, er ist eine große Persönlichkeit".

Schalke stand sicher, kam über die Wahrung des 0:0 aber nicht hinaus. Matthew Hoppe hatte mit Dayot Upamecano einen unerbittlichen Gegner, dem kaum zu entkommen war. Dennoch tat sich auf einmal die Chance zur Führung auf, als Mark Uth dem zweiten Innenverteidiger Nordi Mukiele den Ball entwendete. Uth schoss sofort aufs Tor, aber Peter Gulacsi war schnell genug zurückgeeilt, um den Ball aufzunehmen.

Ein typischer Schalker Moment kurz vor der Pause

Die Pause war schon in Sichtweite, da trat doch noch ein typischer Schalker Moment ein. Leipzig bekam in der letzten Szene der Nachspielzeit noch einen Eckstoß, Christopher Nkunku schlug die Flanke, Mukiele traf per Kopf ins Eck und durfte sich dabei großer Freiheiten erfreuen. Der säumige Bewacher: Weltmeister Mustafi. Er hatte den Gegner aus dem Blick verloren.

Die Führung veränderte logischerweise die Ausgangslage zulasten der Schalker, die sich nun selbst um ein Tor bemühen mussten und sich nicht mehr darauf beschränken konnten, den Spielraum des Gegners einzuengen. Das verschaffte RB den Platz zum Angriffsspiel, anders als im ersten Durchgang ergaben sich nun Chancen. Alexander Sörloth hätte kurz nach Wiederanpfiff das 2:0 folgen lassen können, Ralf Fährmann wehrte stark ab. "Den Raum, den die Schalker uns gegeben haben, haben wir gut genutzt", fand Nagelsmann.

Den Versuch der Leipziger, die Partie frühzeitig zu entscheiden, konnten die Schalker parieren, ihr eigenes Angriffsspiel blieb aber ohne Wucht und Perspektive. Spielmacher Amine Harit arbeitete sich wieder eifrig ins Spiel, sah sich aber bei jeder Ballannahme sofort von mehreren Gegnern umzingelt und fand kaum Raum für Pässe in die Tiefe. Lediglich ein Fehler von Gulacsi bescherte den Hausherren eine halbe Gelegenheit, Hoppe kam aber nicht zum Abschluss (66.). Fünf Minuten später endete aber auch die theoretische Aussicht auf eine Überraschung, nachdem Sabitzer eine sehenswerte Kombination über Dani Olmo und Angelino zum 2:0 zu nutzen wusste.

Die übrige Partie bestand in beiderseitigem Abwickeln der Restspielzeit, Leipzig tat mit dem 0:3 durch Willi Orban (87.) noch etwas für das Torverhältnis. Schalke offenbarte dabei wieder die alten Probleme bei der Verteidigung von Eckstößen. "Im Kopfballspiel müssen wir uns ganz klar steigern", stellte Trainer Gross fest. Nächste Woche beim Auftritt gegen Union Berlin folgt der nächste Versuch, es besser zu machen. Allmählich, das darf man ohne Alarmismus sagen, wird es Zeit.

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