Süddeutsche Zeitung

Schalke unterliegt Freiburg:Extrahieb zum Einstand

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Schalkes neuer Trainer Thomas Reis muss beim 0:2 gegen Freiburg feststellen, wie viel Arbeit ihn bei seinem neuen Arbeitgeber erwartet.

Von Philipp Selldorf, Gelsenkirchen

Zwei Minuten vor dem Anpfiff betrat Thomas Reis sein neues Zuhause und erblickte das Beste, das Schalke 04 zurzeit zu bieten hat: Ein volles Stadion in blau und weiß mit einem Publikum, das den neuen Trainer lautstark willkommen hieß und unverdrossen Vorfreude anzeigte. In dieser Atmosphäre könnte vielleicht was gehen, mag Reis gedacht haben, aber sollte es so gewesen sein, war seine Hoffnung vergeblich: Gegen den SC Freiburg ging wenig bis nichts.

Der Tabellendritte beherrschte gegen den Tabellenletzten standesgemäß und jederzeit das Geschehen und trug folgerichtig den Sieg davon. Vincenzo Grifo erzielte die Treffer zum 2:0-Sieg und erwischte jeweils einen wirksamen Zeitpunkt: Das 1:0 platzierte er kurz vor dem Pausenpfiff und versetzte damit der Moral des Gegners einen Extrahieb. Sein spektakulärer Elfmeter zum 2:0 traf die Schalker, als sie gerade anfingen, Gegenwehr aufzubauen (61.). Grifos selbstbewusst erzielte Tore drückten das Freiburger Selbstverständnis als Spitzenelf aus: "Wenn's läuft, dann geht auch so einer rein", sagte er über seinen millimetergenauen Präzisionsschuss zur Führung. Schalke hatte zuvor durch Florent Mollet seine erste passable Torchance vergeben und sich ansonsten auf die Defensivarbeit konzentriert.

Bevor Schalke einen seriösen Widerstand entwickeln kann, meldete sich der Keller in Köln

In Erwartung eines möglichen Trainereffekts beim Gegner hatte SC-Coach Christian Streich eine Risikowarnung ausgesprochen, und tatsächlich hatte Reis Neuigkeiten zu bieten. Er setzte Simon Terodde auf die Bank und berief an seiner Stelle Sebastian Polter als Sturmspitze. Neben ihm kam Kenan Karaman erstmals zu Ehren eines Startelf-Einsatzes. Warum nicht?, mochte man meinen, die Antwort gaben Polter und Karaman allerdings mit Auftritten, die Schalkes schwergängiger Offensive nicht weiterhalfen.

Fußballerisch kam im Angriff der Hausherren erst dann etwas voran, als Terodde und Tobias Mohr das Duo ersetzten (56. Minute). Sie kamen in ein Team, das zwar lediglich 0:1 zurücklag, aber weder den Mut noch die spielerischen Mittel aufbrachte, um ernsthaft für den Ausgleich zu kämpfen. Stattdessen hatten die Freiburger nach der Pause Ernst gemacht mit ihrem Anspruch auf den Sieg und eine Art Preisschießen auf das Schalker Tor veranstaltet. Lediglich der diesmal sehr gut aufgelegte Torwart Alexander Schwolow und eine ordentlich Dosis Glück verhinderten den zweiten Einschlag.

Dank der beiden Neuen kam nun zumindest wieder Schwung in die Schalker Aktionen. Doch bevor sich daraus womöglich ein seriöser Widerstand entwickeln konnte, meldete sich der Keller in Köln. An der Strafraumgrenze hatte es, wie Schiedsrichter es nennen, in einem nebensächlichen Bodenkampf zwischen Schalkes Kerim Calhanoglu und Freiburgs Jeong einen "Kontakt" gegeben. Christian Dingert hielt ihn für elfmeterwürdig (61.).

Die Schalker mühten sich anschließend noch um den Anschluss und standen zwei, drei Mal kurz vor einem Treffer. Aber die Freiburger taten ihnen nicht den Gefallen, lässig zu werden, und Reis musste erkennen: Außer einer gewaltigen Steigerung seines Teams wird es wohl eines Wunders bedürfen, um den letzten Platz zu verlassen.

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