Süddeutsche Zeitung

Schalke 04:Nun fehlt auch noch ein Sportdirektor

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Der Posten des Cheftrainers bei Schalke 04 ist noch vakant - nun quittiert Sportdirektor Rouven Schröder seinen Dienst. Für den Tabellenletzten der Bundesliga ist das ein schwerer Schlag.

Von Philipp Selldorf, Gelsenkirchen

Als Schalke 04 am Mittwochnachmittag um zwanzig vor drei etwas Schriftliches mitzuteilen hatte, gingen die Empfänger davon aus, dass der Verein seinen neuen Cheftrainer begrüßen würde. Doch von einem neuen Coach war keine Rede, stattdessen von der Notwendigkeit, an anderer tragender Stelle im sportlichen Fundament Ersatz zu beschaffen. Der Verein ließ wissen, dass Sportdirektor Rouven Schröder, 47, mit sofortiger Wirkung seinen Dienst quittiert habe. Schalke bezeugt damit ein weiteres Mal die Neigung zum dramatischen Knalleffekt. Auch die alte Schlagzeile vom Chaosklub wird nun garantiert wieder Verwendung finden.

Schröder habe den Vorstand darüber informiert, "aus persönlichen Gründen" aufhören zu wollen, seiner Bitte wurde entsprochen. Für den Tabellenletzten ist das ein schwerer Schlag. Mitten in einer ohnehin besonders prekären Situation kommt ihm der Mann abhanden, der wesentliche Verdienste daran hatte, dass der Klub nach dem Abstieg sportlich nicht ins Bodenlose stürzte und eher unplanmäßig mit einem leidenschaftlichen Durchmarsch im Saisonfinish den sofortigen Wiederaufstieg schaffte. Zu den Gründen von Schröders Aussteigen ging der Klub nicht in Einzelheiten. Nennenswerte Differenzen mit den Vorstandsleuten soll es nicht gegeben haben, heißt es. Zu hören ist allerdings, dass sich Schröders Rückzug in den vergangenen Wochen angedeutet habe. Die Arbeit nach dem Aufstieg war zehrend und erschöpfend, Schröder machte zuletzt den Eindruck eines Mannes, der dringend ein paar Wochen Urlaub und jede Menge Abstand bräuchte.

Die Entlassung von Frank Kramer hat die Dynamik der Ereignisse weiter beschleunigt

Die Geschehnisse der vergangenen Tage haben den Stressfaktor noch mal kräftig gesteigert. Seit der Abberufung von Frank Kramer - Schröders Trainerwahl im Sommer - in der vorigen Woche haben sich Schalkes Sportverantwortliche in einem offenbar nicht unkomplizierten Verfahren um einen Nachfolger bemüht; nach übereinstimmenden Berichten der ständigen Korrespondenten am Ernst-Kuzorra-Weg lief - und läuft - alles auf die Verpflichtung von Thomas Reis hinaus.

Der 49-Jährige steht aber noch beim VfL Bochum unter Vertrag, auch wenn ihn der Verein nach sechs Spieltagen der laufenden Saison beurlaubt hat. Mit dem VfL ist er noch bis Saisonschluss verbunden, und nach allem, was aus den Vereinen zu hören war, wollen die Bochumer eine Entschädigung für Reis' Freigabe. Das Geld, das sie durch ein neues Engagement ihres Ex-Trainers einsparen würden, genügt ihnen nicht. Nett ist das nicht, aber abgesehen davon, dass der VfL ebenso jeden Cent braucht wie Schalke 04: Die Bochumer Fans würden es nicht gutheißen, wenn ihr Verein dem ungeliebten Nachbarklub und Konkurrenten im Abstiegskampf einen Gefallen täte.

Ursprünglich sollte Reis am Mittwoch bereits die Trainingseinheit der Profis leiten, doch die Verhandlungen waren nach einem weiteren Kompromiss-Angebot aus Gelsenkirchen noch im Gange. Stattdessen erschien der Sportchef Schröder in der Kabine und verabschiedete sich von den Spielern. Für neuen Optimismus im Abstiegskampf wird das nicht gerade gesorgt haben. Schröders Aufgaben übernimmt einstweilen Sportvorstand Peter Knäbel. Am Mittwochabend hieß es dann aus verschiedenen Quellen, die Bochumer und ihre Nachbarn hätten sich über eine Ablösesumme für Thomas Reis geeinigt. Gut möglich also, dass am Donnerstag wieder etwas Schriftliches aus Schalke folgt.

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