Süddeutsche Zeitung

Robert Lewandowski:Die Sirene schrillt

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Als Münchens Goalgetter angeschlagen vom Feld marschiert, verstummen für einen Moment die Fan-Gesänge. War's das mit dem Real-Match? Der Stürmer bemüht sich, resolut Zweifel an seinem Einsatz auszuräumen.

Von Saskia Aleythe, München

Beim FC Bayern existieren nur wenige Schreckensszenarien, umso wirkungsvoller sind die wenigen richtigen. Eine Niederlage gegen Hoffenheim? Was soll's, der Vorsprung in der Bundesliga ist mit zehn Punkten groß genug. Aber ein Ausfall des besten Torschützen, kurz vor dem Viertelfinal-Hinspiel in der Champions League gegen Real Madrid, das gilt als schlimmstes Resultat eines Fußballspiels, ungeachtet der geschossenen Tore und gewonnenen Punkte. Als Robert Lewandowski - der kurz nach seinem zweiten Tor mit schmerzverzerrtem Gesicht in der 72. Minute ausgewechselt worden war - nach der Partie Richtung Bus spazierte, haftete ihm aber sogleich die Entwarnung an. Ja, es tue schon noch weh, sagte er, "ein bisschen. Ich denke, es ist eine Schulterprellung", aber auch: "Für Mittwoch werde ich bereit sein." Es war keine verkniffene Botschaft, sondern eine entschlossene.

Es ist ein Status, den sich ein Fußballspieler erst erarbeiten muss: dass in der Vereinsanhängerschaft sofort eine Sirene schrillt, sobald der kleinste Verdacht einer Verletzung den Spieler umgibt. Das Aufeinandertreffen mit Borussia Dortmund hatte für Robert Lewandowski zwiespältige Erfahrungen parat. Er hatte einiges einstecken müssen, schon vor dieser Aktion gegen Roman Bürki, der ihn im Strafraum mit dem Fuß erwischt und für den Rasenkugler des Polen gesorgt hatte. Vor der Halbzeitpause war der Münchner im Dortmunder Strafraum liegen geblieben und hielt sich den Knöchel, nur Sekunden später knallte es dann im Gesicht: Dortmunds Marc Bartra erwischte ihn bei einer Klärungsaktion mit dem Fuß im Gesicht. "Da muss es eine rote Karte geben", befand der Münchner später, "wenn er mich noch stärker trifft, kann ich nicht weiterspielen."

Im Duell mit Aubameyang führt Lewandowski jetzt mit 26:25

Eine Verletzung im Gesicht weckt natürlich Assoziationen, auch weil er selber schon einmal mit Maske hatte spielen müssen nach einer Verletzung bei seiner Zeit in Dortmund. Maske, Dortmund, war da was? Das Duell gegen den BVB war ja auch eines zwischen den erfolgreichsten Bundesliga-Stürmern gewesen, was nun auch zu der positiven Erfahrung von Lewandowski führt: Während Pierre-Emerick Aubameyang weiterhin bei 25 Saisontreffern steht, hat der Bayern-Stürmer nun Nummer 25 und 26 eingeheimst. Schon vor dem Elfmeter war ihm in der zehnten Minute ein Freistoßtor durch die löchrige Dortmund-Mauer gelungen. Der neue Torschützenkönig, Stand 28. Spieltag, hieße also Lewandowski. Der darüber zwar recht glücklich in die Runde blickte, aber meinte: "Wichtig ist, was wir mit der Mannschaft machen."

Symptomatisch für die verhaltene Leistung der Dortmunder war auch, dass Aubameyang kaum in Erscheinung getreten war. Seine auffälligsten Aktionen: ein Schuss ans Außennetz in der zweiten Hälfte und ein Schussversuch in der 68. Minute, den Jérôme Boateng noch von der Linie angeln konnte. Nach seinem Sponsoren-Masken-Eklat hatte sich Trainer Thomas Tuchel zwar längst mit seinem Stürmer ausgesöhnt, doch auch vielsagend ergänzt: "Die Spieler unterschätzen manchmal, wie sehr solche Dinge sie beeinflussen", sagte Tuchel nach dem 3:0 gegen Hamburg und mutmaßte damit, dass sich zu viel Aufregung auch auf die Leistung auf dem Platz übertragen könnte. "In der Summe hatten wir heute keine Chance", sagte der Trainer nun nach der Partie gegen Bayern. Was so auch als Fazit für das Stürmerduell gelten kann.

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SZ vom 09.04.2017
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