Süddeutsche Zeitung

EM 2021:Ikone im leichten Trab

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Dem pausierenden Nationalkicker Marco Reus gelingt im virtuellen Spiel, was seinen Kollegen im realen EM-Einsatz schwer fällt: Er gewinnt. Deshalb hat er jetzt einen eigenen Fortnite-Avatar.

Von Johannes Aumüller

Mit der Nationalmannschaft und dem Thema Computerspiele ist das so eine Sache, spätestens seit dem verhängnisvollen russischen WM-Sommer 2018. Seit damals zählt zum Legendenschatz rund um den dunklen Wald von Watutinki, dass den Herren Nationalkickern nachts das Wlan abgeschaltet werden musste, weil eingedenk der Tristheit ihres Quartiers manchem nichts anderes übrig blieb, als noch zu vorgerückter Stunde die Fußballsimulation Fifa, ersatzweise auch Fortnite zu zocken.

Die Mitglieder des aktuellen Kaders mühen sich zwar nach Kräften zu demonstrieren, dass bei ihnen auch analoge Freizeitvergnügen nicht zu kurz kommen - noch selten sind in den sozialen Netzwerken so viele Hinweise auf wilde Backgammon-Partien aufgetaucht wie in diesen Tagen. Aber sollten sie sich nach all dem ermüdenden Steinerücken und Gewürfel zur Entspannung doch mal einige Minütchen an die Konsole setzen, dann könnte es gut passieren, dass ihnen dort ein geschätzter Kollege begegnet.

Der Dortmunder Offensivspieler Marco Reus gehört nicht zum deutschen EM-Kader, nachdem er Bundestrainer Joachim Löw mitgeteilt hatte, dass seinem Körper nach anstrengenden Monaten eine Pause besser täte. Dafür kommt Reus in diesen EM-Tagen an anderer Stelle groß heraus. Die Macher von Fortnite (mit mehr als 350 Millionen registrierten Spielern weltweit eines der erfolgreichsten Videospiele überhaupt) haben den Dortmunder nämlich geadelt, indem sie eigens für ihn einen virtuellen Avatar kreierten.

Nun können die Fortnite-Spieler also in die Gestalt von Reus schlüpfen, wenn sie dem erwarteten Sturm entkommen und der letzte Verbliebene im Überlebensmodus sein wollen. Bei Fortnite zählt Reus jetzt zu den "Ikonen", und gemeinsam mit Neymar und Englands Angreifer Harry Kane zu den wenigen Fußballern mit eigenem Skin.

Das dürfte Reus' Beliebtheit bei jüngeren Fans erhöhen, aber bei manchem DFB-Kollegen womöglich Neid auslösen - zumal Reus' eigene Fähigkeiten in dem Spiel stark angezweifelt worden sind. Im Vorjahr merkte DFB-Kollege Timo Werner bei einem Fachgespräch zum Thema grinsend an, Reus sei bei Fortnite "im leichten Jogging unterwegs", obwohl man da doch hauptsächlich sprinte. Er verstieg sich sogar in die These, dass er gegen Reus "mit einer Hand" gewinne.

Nun immerhin darf der Dortmunder das guten Gewissens und ausgiebig üben, ohne dass ihm jemand das Wlan abschalten kann. Und womöglich kommt bei dieser EM ja auch noch der Moment, in dem sich der Bundestrainer wünschen würde, ebenfalls eine "Ikone" im Kader zu haben.

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