Süddeutsche Zeitung

Radsport:Wütender Vater wirft bei Radrennen auf La Réunion Absperrungen um

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In einem Video ist zu sehen, wie der Mann die Gitter direkt vor die Fahrer wirft. Er ist der Vater eines teilnehmenden Radprofis - der zuvor stürzte.

Von Saskia Aleythe

103 Kilometer und 450 Meter hatten die Radfahrer schon überwunden an diesem Sonntagmittag, etliche Anstiege gemeistert, gefährliche Abfahrten absolviert. Vor ihnen lag der Zielbereich, eine Gerade mit leichter Rechtsneigung, doch zum Zielsprint kam es in dieser Gruppe nicht mehr: 150 Meter vor der erlösenden Linie tat sich vor ihnen plötzlich eine Wand auf.

Die Tour Cycliste Antenne Réunion ist eine Rundfahrt über neun Etappen auf der französischen Insel La Réunion im Indischen Ozean, 18 Teams nehmen in unterschiedlichen Klassen daran teil. Was auf auf diesen letzten Metern der ersten Etappe passiert ist, hat der Sender Antenne Réunion aufgenommen: Man sieht einen Mann im blauen T-Shirt, der plötzlich eine Absperrung quer über die Straße zieht.

Der bis dahin führende Fahrer kann nicht mehr ausweichen, fliegt mit seinem Rad über die Metallgitter und prallt schmerzhaft auf dem Asphalt auf. Insgesamt erwischt es sechs Fahrer, drei davon können die zweite Etappe der Tour Cycliste Antenne Reunion nicht mehr bestreiten. Ein südafrikanischer Starter soll sich bei dem Sturz das Schlüsselbein gebrochen haben.

Auf den Videobildern werden die Veranstalter später erkennen, dass es sich bei dem Mann im blauen T-Shirt nicht um einen beliebigen Zuschauer handelt, sondern um den Vater eines französischen Radprofis: Jean-Bernard Boyer. Sein Sohn Jonathan war ebenfalls bei der Etappe gestartet, im Zweikampf mit einem anderen Fahrer aber zu Fall gekommen und konnte nicht weiterfahren. Vater Boyer habe die Organisatoren dann gebeten, das Rennen zu stoppen, ein erfolgloser Versuch. Aus Wut hat er schließlich die Absperrungskette umgerissen. Aus Wut gegen Enzo Bernard, der mit seinem Sohn gestürzt war. Aber auch aus Wut, dass das Rennen noch weiterlief und nun andere wertvolle Punkte sammeln würden.

Die Organisatoren annullieren später die Ergebnisse dieser Etappe, wegen seiner Aktion im Zielbereich, die "außerordentlich ernst und unsportlich" gewesen sei. Im gleichen Dokument wird eine Strafe von 300 Euro gegen Jean-Bernard Boyer erwähnt. Enzo Bernard muss 130 Euro zahlen, weil er den Sturz mit seinem Sohn provoziert hat und dabei ein zehnjähriger Junge an der Hand verletzt wurde. Ob dem Vater juristische Konsequenzen wegen Körperverletzung drohen, ist bislang noch unklar.

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