Süddeutsche Zeitung

Pferdesport:Hoffen auf Licht

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Der Münchener Rennverein hat vor dem Aufgalopp einen neuen Präsidenten gewählt und neue Ideen vorgestellt, um wirtschaftlicher zu werden. Gleichzeitig muss er sich dagegen wehren, dass ihm die Gemeinnützigkeit aberkannt wird.

Von Andreas Liebmann

Der Münchener Rennverein (MRV) legt wieder los, und sein nahender Aufgalopp lässt ihn natürlich auf gutes Wetter hoffen. Denn das wirkt sich seit jeher auf die Besucherzahlen an Renntagen aus und damit unmittelbar auf die Einnahmen des Vereins. Künftig könnte das aber nicht mehr der einzige Grund dafür sein, dass sie auf möglichst viel Sonnenschein über der Rennbahn hoffen - denn der MRV hat einige neue Ideen zur Finanzierung, die im weiteren Sinne mit Licht zu tun haben. Diese hat er während der Woche bei einer Mitgliederversammlung vorgestellt.

In dieser - das war der wichtigste Tagesordnungspunkt - hat der Verein pünktlich vor dem Saisonstart an diesem Sonntag einen neuen Präsidenten bestimmt: Michael Motschmann, gebürtiger Münchner, war der Wunschnachfolger des im Februar zurückgetretenen Präsidenten Dietrich von Boetticher und wurde mit 84 von 100 Stimmen gewählt. Der 64-Jährige ist Fondsmanager, besitzt Rennpferde in Deutschland und Frankreich, und er bemühte sich gleich im ersten Auftritt durch geduldige Kommunikation um eine weitere Aussöhnung der seit Jahren in zwei Lager gespaltenen Mitglieder. Dabei erklärte er es zum Ziel, dass der Verein künftig noch mehr wie ein Wirtschaftsunternehmen funktionieren solle, sprich: nicht mehr in die Bredouille gerät, Defizite aus dem Rennbetrieb mittels privater Darlehen ausgleichen zu müssen und trotzdem finanziell nicht dazu in der Lage zu sein, in die eigene Substanz zu investieren.

Fällige Abschreibungen weggerechnet, meldet der Verein eines der besten Ergebnisse der zurückliegenden 30 Jahre

Ein bisheriges Konzept des Vereins dazu sah vor, einen Teil seines riesigen Trainingsgeländes mit Wohnungen zu bebauen, um sich durch Vermietung langfristige Einnahmen zu sichern. Allerdings will der Stadtrat das betreffende Gelände, um das herum im Münchner Osten ein neues Wohngebiet geplant wird, als Grünfläche erhalten - weshalb der Verein nun überlegt, dort stattdessen eine Photovoltaik-Anlage zu errichten. Mit dieser könne er dann sowohl eigene Kosten senken als auch Erträge erwirtschaften, führte Generalsekretär Sascha Multerer aus. Zweitens wolle man künftig mehr Eventeinnahmen aus dem Rennbahngelände herausholen, wofür die neue Vizepräsidentin wie geschaffen wirkt: Stephanie Gräfin von Pfuel hat dieses Amt übernommen. Ihr soll mit der Rennbahn Ähnliches gelingen wie mit ihrem bestens vermarkteten Schloss in Tüßling - auch das Licht der Öffentlichkeit soll also stärker gesucht werden.

185 000 Euro Verlust hat Multerer für 2021 gemeldet - die allerdings vor allem auf 216 000 Euro fälligen Abschreibungen beruhten. Ohne diese bliebe sogar ein positives Ergebnis, wie er sagte, "eines der besten der vergangenen 30 Jahre". Das zeige (neben einem weiterhin nicht üppigen Liquiditätsstatus), dass sich auf der Galopprennbahn Riem etwas bewegen lasse.

Ein dunkles Wölkchen hängt trotzdem über der Bahn, noch ehe es wieder losgeht: Denn das Finanzamt hat dem MRV nach einer Betriebsprüfung Ende 2021 die Gemeinnützigkeit abgesprochen. Das hat grob gesagt mit einem Urteil des Bundesfinanzhofs zu tun und der strittigen Frage, wie notwendig für den Artenschutz Zucht- und Leistungsprüfungen noch sind - die Grundlage allen Pferderennbetriebs. Man befinde sich hier in der Einspruchsphase, sagt Multerer, und er sei zuversichtlich, dass Vereine und Verband am Ende Recht bekämen. Existenzielle Sorgen verbinde er mit dem Thema bislang in keinem Fall.

Acht Renntage sind für dieses Jahr angesetzt, darunter wie üblich zwei der Topkategorie Gruppe 1. Los geht es mit der Gruppe-3-Derby-Vorprüfung Bavarian Classic am Sonntag (11.20 Uhr). Außerdem wird in diesem Jahr ein leuchtendes Jubiläum gefeiert: 125 Jahre Galopprennbahn München-Riem.

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