Süddeutsche Zeitung

Personalprobleme im Nationalteam:Löw lobt Kramer - Hummels in der Abwehr

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Der Bundestrainer unterstreicht bei seinem ersten öffentlichen Auftritt im Trainingslager in Südtirol die gestiegenen WM-Chancen für den jungen Gladbacher. Eine neue Rolle für Mats Hummels schließt Joachim Löw vorerst aus - Hoffnung gibt es für die verletzten Bayern-Spieler.

Da saß Joachim Löw endlich auf dem Podium und es fehlte nicht viel, dann hätten sie ihm wohl einfach einen Arztkittel umgehängt. Es soll ja Leute geben, die den Aufenthalt des Nationalteams in Südtirol die Nähe eines "Sorgencamps" gerückt haben. Seit Tagen geht es im Trainingslager des DFB meistens um Schmerzen, Wehwehchen und Verletzungen. Und um die Fitness der Nationalspieler.

Dieser Nachrichtenlage trat der Bundestrainer nun entschieden entgegen: "Wenn man manche Berichte verfolgt, denkt man, dass wir hier in einem Lazarett sind. Dem ist nicht so. Der Großteil der Spieler kann voll trainieren und arbeitet sehr, sehr gut. Deshalb bin ich mit dem Stand, den wir jetzt haben, absolut zufrieden."

Konträr zur allgemeinen Klagewelle hat Löw den weiter angeschlagenen Führungsfiguren Philipp Lahm, Manuel Neuer und Bastian Schweinsteiger sowie Sami Khedira frühzeitig das Ticket nach Brasilien ausgestellt. "Sie werden alle bei dieser WM gesund und fit sein", sagte der Löw am Montag bei seiner ersten Pressekonferenz. Nach Angaben der DFB-Mediziner (die mit den echten Ärztekitteln!) seien die Blessuren von Lahm (Fuß), Neuer (Schulter) und Schweinsteiger (Knie) "kein dauerhaftes, sondern ein kurzfristiges Problem".

Lahm solle am Dienstag wieder das Lauftraining aufnehmen. "Wir müssen von Tag zu Tag entscheiden, müssen da die Ruhe bewahren. Seine Verletzung hat sich ein Stück weit verbessert, er ist schon Fahrrad gefahren", so Löw, der sich auch bezüglich der Krankheitsfälle Neuer und Schweinsteiger zuversichtlich gab. "Manuel wird noch ein paar Tage länger in der Reha arbeiten - bei Schweinsteiger werden wir entscheiden, wann er im Mannschaftsbereich arbeiten kann. Für uns war es wichtig, dass er im Bereich Ausdauer trainiert." Auch der ebenso malade Marcel Schmelzer werde am Mittwoch mit der Mannschaft trainieren.

Bei der Rekonvaleszenz des Bayern-Trios Neuer/Lahm/Schweinsteiger ins Teamtraining seien auch Ruhe und Gelassenheit angesagt, betonte Löw: "Wir dürfen das nicht forcieren." Auch bei Champions-League-Sieger Sami Khedira, dessen Ankunft im Trainingslager für den späten Montagabend geplant war, sieht der Bundestrainer "keine Probleme". Der Mittelfeldspieler werde nach seinem Kreuzbandriss physisch von Woche zu Woche stärker. "Er wird noch etwas aufholen müssen. Er ist aber körperlich auf einem ordentlichen Niveau."

Und dann plauderte der Bundestrainer noch ein wenig über Taktik und Personal. "Gute Chancen" für den Sprung in den 23-Mann-Kader für das WM-Turnier gab Löw dem Gladbacher Christoph Kramer, der nach Lars Benders Ausfall mehr in den Fokus gerückt ist. Der Gladbacher sei "laufstark und hoch belastbar, gut im defensiven Zweikampfverhalten, sehr ballsicher. Er absolviert in jeder Trainingseinheit eine wahnsinnige Laufleistung" und bestätige damit den "positiven Eindruck", den er schon vorher hinterlassen habe.

Interessante Einblicke gewährte Löw in Sachen Abwehrspiel. Dass aufgrund der angespannten Verletztenlage etwa Mats Hummels ins defensive Mittelfeld rücken könnte, schloss der Coach aus. Ebenso wird es vorerst keine Experimente mit einer Dreierkette aus Hummels, Jérôme Boateng und Per Mertesacker geben: "Die Dreierkette ist nur eine Variante während eines Spieles"; findet Löw. Wo Philipp Lahm letztlich aufläuft, soll nach dem Testspiel gegen Armenien am 6. Juni festgelegt werden. Hauptsache, er trägt dann keinen Ärztekittel.

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