Süddeutsche Zeitung

Olympia:"Es macht keinen Bock, gegen uns zu spielen"

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Die deutschen Hockey-Männer stehen im Viertelfinale - und haben für die kommenden Gegner eine kleine Drohung parat.

Von Volker Kreisl, Rio de Janeiro

Das halbe Turnier ist nun vorbei, und die deutschen Hockeyspieler stehen da, wo sie hinwollten. Als Gruppensieger haben sie gute Aussichten darauf, auch im Viertelfinale am Sonntag gegen Neuseeland weiterzukommen. Das Team hat sich zusammengefunden, seine üblichen Fehler weitgehend abgestellt, es hat in Nicolas Jacobi einen verlässlichen Torwart und fühlt sich entsprechend gestärkt. Das Entscheidende aber ist, so glaubt Trainer Valentin Altenburg: "Es macht keinen Bock, gegen uns zu spielen."

Unangenehm als Gegner waren die Deutschen in vielen Momenten dieser ersten Olympiawoche, am Samstag besiegten sie Kanada 6:2, am Montag schoss Stürmer Christopher Rühr gegen Indien vier Sekunden vor Schluss das 2:1, am Dienstag kassierten sie gegen Irland beim 3:2 zwar ein Gegentor mehr, ließen aber deutlich weniger Chancen zu. Am Donnerstag waren sie gegen Argentinien beim 4:4 nur phasenweise unangenehm, auf jeden Fall aber wieder kurz vor Schluss, als sie den Ausgleich erzielten.

Die Krönung als Spaßverderber gelang dann am Freitag im letzten Gruppenspiel gegen den wohl schwersten Gegner, die Niederlande. Genauer gesagt, in der Schlussphase der Partie.

"Endlich richtig zu Ende verteidigt"

Die Deutschen hatten nach dem dritten Viertel nach Toren von Florian Fuchs (7.) und Mats Grambusch (33.) 2:0 geführt, und nach der kurzen Pause war klar, dass die Mannschaft von Trainer Max Caldas nun mit aller Kraft anrennen würde, auch die Niederländer wollten ja den Gruppensieg. Die Deutschen um die Abwehrchefs Moritz Fürste und Martin Häner ließen sich teils weit zurückfallen, doch letztlich, sagte Trainer Valentin Altenburg, "haben wir diesmal endlich richtig zu Ende verteidigt."

Zwei, drei gefährliche niederländische Torschüsse gab es noch, meistens waren die Angriffe aber schon am Kreis zu Ende oder an irgendeinem Schläger, oder an einem Bein - dann gab es Strafecke und der niederländische Schütze Mink van der Weerden scheiterte dreimal im linken Eck doch noch an einem deutschen Schläger.

Drei Strafzeiten hatten die Deutschen bekommen, eine war fragwürdig, zwei überlappten sich sogar, weshalb die Niederländer bei doppelter Überzahl durch Seve van Ass (44.) noch zum Anschluss kamen. Mehr wurde aber nicht mehr daraus, in den letzten Sekunden spielten die Deutschen dieses Schlussviertel wieder souverän zu Ende. Der Ansturm war vorüber, und die Prognose für den zweiten, spannenderen Teil des Olympiaturniers ist sehr ordentlich.

Altenburgs Team hat im Kontext der jüngeren Vergangenheit kein geringes Ziel. Mit einem Olympiasieg hätten sie dreimal nacheinander das olympische Turnier gewonnen, der wichtigste Erfolg auch in diesem Sport, und das würde ihnen endgültig den Ruf einbringen, ein Gegner zu sein, gegen den es keine große Lust macht. Aber noch stehen sie nur im Viertelfinale am Sonntag, wie danach auch die Frauen des Deutschen Hockeybundes, die aber am heutigen Samstag (17.30 MEZ) noch ihr letztes Vorrundenspiel bestreiten, ebenfalls gegen die Niederlande.

Die entscheidende Woche beginnt

Fürste bilanzierte: "Wir sind in der schwereren Gruppe ungeschlagen, also sind wir in der Lage, jedes Team zu schlagen." Und Mittelfeldspieler Tobias Hauke erklärte, dadurch, dass das Team im letzten Vorrundenspiel gegen die Niederlande "den K.o.-Charakter des Spiels angenommen hatte", obwohl es schon qualifiziert war, sei es nun auch bereit für die echte K.-o.-Runde.

Vier Jahre lang haben sie dafür trainiert, nun beginnt die entscheidende Woche, vielleicht bis zum Olympia-Finale am Donnerstag. Und die Deutschen haben jetzt Bock, gegen jeden Gegner zu spielen.

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