Süddeutsche Zeitung

Handball-Kapitän Gensheimer:"Selber schuld"

Lesezeit: 2 min

Uwe Gensheimer sieht in seinem 200. Länderspiel Rot, weil er dem Torwart den Ball an den Kopf wirft. Der Bundestrainer kommentiert die Szene süffisant.

Von Saskia Aleythe, Tokio

Jubiläen müssen nicht immer besondere Spiele sein. Oft sind sie wie viele andere Partien auch, lediglich mit dem Sternchen garniert, dass sie wie ein runder Geburtstag in der Statistik stehen. Wie genau Uwe Gensheimer sein 100. Länderspiel in allen Einzelheiten bestritten hat, weiß der Kapitän der deutschen Handballer vermutlich selbst nicht mehr, er ist nun ja auch schon bei Nummer 200 angekommen - aber dieses wird ihm etwas länger im Gedächtnis bleiben.

Mit verdutztem Gesichtsausdruck stand er am Montag auf dem Feld im Yoyogi National Gymnasium, vor ihm hielt der Schiedsrichter die rote Karte in die Höhe - und das bedeutete, dass Gensheimers Jubiläumsauftritt lediglich ein paar Sekunden gedauert hatte. Er war zum Siebenmeter in der 46. Minute eingewechselt worden, es stand schon 21:17 gegen Argentinien. Gensheimer schnappte sich den Ball, beförderte ihn aber nicht ins Tor, sondern an den Kopf von Torwart Juan Bar. Das kann regelkonform mit Rot geahndet werden, wenn sich der Keeper bei seiner Abwehraktion nicht bewegt.

Nach dem 33:25 (14:13) war der Ärger bei dem Deutschen aber schnell wieder verflogen, der Erfolg hob die Stimmung. "Klar ist es unglücklich", sagte Gensheimer in die Mikrofone am Spielfeldrand und lachte sogar kurz, "aber wenn es das 199. gewesen wäre, hätte ich mich genauso aufgeregt". Es gab schon Zeiten, da hätte er diese Szene nicht so locker weggesteckt, was dann auch ein Zeichen war: Dieser Sieg löschte bei der deutschen Mannschaft, nach der ärgerlichen Auftaktniederlage gegen Spanien, jede Menge Anspannung aus.

Der Bundestrainer nimmt die rote Karte gelassen

Marcel Schiller und Timo Kastening konnten sich als erfolgreichste Schützen der Partie mit je sieben Toren in die Statistik eintragen, Gensheimer-Vertreter Schiller fühlte mit dem Kapitän. "Es ist natürlich immer doof, wenn man so kalt von der Bank kommt, das weiß ich selber", sagte der 29-Jährige, "erst mal will niemand eine rote Karte, zweitens will niemand einen Siebenmeter verwerfen." Beides in Kombination sei dann "natürlich richtig doof".

Besonders gelassen nahm die Sache Alfreð Gíslason, der gar nicht im Kopf hatte, dass der Mannheimer sein 200. Spiel im deutschen Dress bestritt. "Selber schuld", kommentierte der Bundestrainer süffisant. Gensheimer hätte ja auch in eine der vier Ecken werfen können. Für Gíslason stand anderes im Vordergrund: "Die Erleichterung ist groß, dass wir jetzt im Turnier angekommen sind." Schon am Mittwoch geht es gegen Frankreich weiter. Da wäre so eine rote Karte weitaus ärgerlicher.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5363328
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.