Süddeutsche Zeitung

Nürnberg Ice Tigers:Viel um die Ohren

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Nach seiner gruseligen Verletzung im Viertelfinale kehrt Yasin Ehliz gegen Wolfsbug zurück - und trumpft beim 5:1-Sieg auf.

Von Christian Bernhard, Nürnberg/München

Yasin Ehliz hat die letzten Tage viel zu tun gehabt. Wenn man besonders witzig sein möchte, könnte man auch sagen: Er hatte viel um die Ohren. Der Nationalspieler der Nürnberg Ice Tigers musste sich so wie seine Teamkollegen von einer kräfteraubenden Sieben-Spiele-Playoff-Serie erholen, um im nur zwei Tage später startenden Halbfinale der Deutschen Eishockey Liga (DEL) wieder topfit zu sein. Zusätzlich hatte er aber zahlreiche Arzttermine und noch mehr Interviews zu bewältigen, denn im siebten Spiel gegen Augsburg hatte ihm die Scheibe sein linkes Ohr verletzt. "Es schaut schlimmer aus, als es ist", fand der Angreifer, was angesichts der blutigen Bilder schon eine ziemlich coole Aussage war. Als klar war, dass er sich keine Gehirnerschütterung zugezogen hatte und er in der ersten Halbfinalpartie spielen konnte, war die große Frage: Wie kann das gehen?

Diese Frage war schnell beantwortet. Ehliz erzielte am Freitagabend beim 5:1-Sieg der Franken gegen Wolfsburg mit einem Spezial-Helm, der sein Ohr schützte, das erste Tor selbst, bereitete das zweite, spielentscheidende Tor vor, sammelte beim Treffer zum 5:1-Endstand seinen dritten Scorerpunkt des Abends und bestätigte so eindrucksvoll die Einschätzung seines Trainers Rob Wilson, der ihn als "Krieger" bezeichnet hatte. Entscheidend für den deutlichen Sieg gegen die Niedersachsen, die die Ice Tigers in den vergangenen Jahren dreimal aus den Playoffs geworfen hatten, war das Überzahlspiel: Vier der fünf Treffer erzielten die Nürnberger mit einem Mann mehr auf dem Eis. "Das hat heute den Unterschied ausgemacht", sagte Ehliz, als er nach Spielschluss sein mit 20 Stichen genähtes Ohr in die Kamera hielt. Den Franken tat das besonders gut, denn im Viertelfinale hatte ihr Überzahlspiel arg geschwächelt.

Diesmal lief es dafür wie am Schnürchen. Fünfmal bot sich ihnen die Powerplay-Chance, viermal schlugen sie zu. So war auch das zwischenzeitliche 1:1 von Tyler Haskins nach nur 23 Sekunden im Schlussdrittel schnell vergessen. Kapitän Patrick Reimer, von dessen Kelle die Scheibe am Mittwoch in Richtung Ehliz' Ohr geflogen war, und Brandon Segal stellten in Überzahl auf 3:1, Brandon Prust und Rob Schremp sorgten mit ihren Treffern für den deutlichen Auftaktsieg. Ehliz' 1:0 im Startdrittel war ebenfalls in Überzahl gefallen. Wolfsburgs Verteidiger Björn Krupp forderte vor der zweiten Partie am Sonntag in Wolfsburg (14 Uhr), man müsse "jetzt einfach den Kopf abschalten und weitermachen". Er ist auf eine lange Serie eingestellt, in der laut seinem Teamkollegen Gerrit Fauser "jedes Spiel eine Schlacht wird". Krieger Ehliz jedenfalls hat bereits unter Beweis gestellt, dass er dafür bereit ist.

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Quelle:
SZ vom 26.03.2017
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