Süddeutsche Zeitung

Nach Vorwürfen:Metzelder verlässt eigene PR-Agentur

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Nachdem die Polizei ein Ermittlungsverfahren gegen Christoph Metzelder wegen des Verdachts der Verbreitung kinderpornografischer Inhalte eingeleitet hat, wird der Ex-Fußballer seine Arbeit in einer Kommunikationsagentur nicht weiter fortführen. Sein langjähriger Partner Raphael Brinkert teilte auf Anfrage des Sport-Informations-Dienstes (SID) mit, dass Metzelder ausgestiegen sei und er das in Hamburg ansässige Unternehmen unter seinem Namen alleine weiterführen werde. Die Entscheidung sei gemeinsam getroffen worden.

"Ich werde die Agentur ab sofort alleine als Geschäftsführer führen", sagte Brinkert. Von den Vorwürfen gegen Metzelder sei er selbst "auch kalt erwischt" worden, "wie die Öffentlichkeit". Eine Fortführung der Zusammenarbeit "mit dem Schwerpunkt gesellschaftlicher Kommunikation und Sport" sei nicht möglich. Metzelder und Brinkert hatten die PR-Agentur im Oktober 2018 gegründet. Mit Metzelders Ausscheiden als geschäftsführender Gesellschafter hält sein ehemaliger Partner nun 100 Prozent der Anteile. Erst vor wenigen Tagen hatte das Duo angekündigt, ins Sportmarketing einzusteigen.

Zuvor hatte Metzelder nach den Vorwürfen gegen seine Person den Düsseldorfer Top-Anwalt Rüdiger Deckers mit der Vertretung seiner Interessen betraut. Dessen Sozietät vertrat unter anderem schon den früheren Formel-1-Boss Bernie Ecclestone, den ehemaligen Top-Manager Thomas Middelhoff sowie den Kunstberater und früheren Präsidenten von Fortuna Düsseldorf, Helge Achenbach.

"Ich habe die Verteidigung übernommen. Es ist alles so frisch, dass ich mich erst informieren muss", sagte der Strafrechtsexperte der Bild-Zeitung, nachdem er Metzelder in dessen Haus in Düsseldorf einen Kurzbesuch abgestattet hatte. Weitere Reaktionen vonseiten des Rechtsbeistandes oder seines Mandanten gab es zunächst nicht.

Am Vortag hatte die Staatsanwaltschaft Hamburg den Fall öffentlich gemacht und auch Metzelder namentlich genannt.

Klarheit wird es wohl so schnell nicht geben

Die Hamburger Polizei bestätigte am Donnerstag, dass es die Bild-Zeitung war, die sie über den Verdacht gegen den Vize-Weltmeister von 2002 informiert habe. Daraufhin habe die Polizei Ermittlungen eingeleitet und sei mit der Zeugin, die von Metzelder kinderpornografisches Material erhalten haben soll, in Kontakt getreten. Am Mittwochvormittag hatte die Behörde zunächst mitgeteilt, dass die mutmaßliche Empfängerin der Bilder Strafanzeige erstattet habe. Die Frau sei aber nicht aktiv auf die Polizei zugegangen, hieß es später. Ob sie überhaupt Anzeige erstattet habe, sei derzeit unklar. Sie soll über das Chat-Programm WhatsApp entsprechendes Material von dem Ex-Fußballer erhalten haben. In welcher Beziehung sie zu Metzelder steht, teilte die Behörde nicht mit.

Die Beamten hatten den ehemaligen Schalke- und Dortmund-Profi am Dienstag in der Sportschule Hennef abgeholt und anschließend Metzelders Haus sowie seine Büroräume durchsucht. Unter anderem sollen sein Handy, ein Computer und ein Laptop beschlagnahmt worden sein. Für Metzelder gilt aber nach wie vor die Unschuldsvermutung, er bleibt auch auf freiem Fuß.

Derzeit bestehe kein Grund für einen Haftbefehl, erklärte eine Behördensprecherin. Da bei Metzelder, der sich kooperativ gezeigt, aber nicht zur Sache geäußert habe, auch keine Flucht-, Verdunkelungs- oder Wiederholungsgefahr bestehe, gebe es auch keine Auflagen. Der 38-Jährige könne sich frei bewegen und grundsätzlich auch das Land verlassen.

Derweil teilte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) auf SID-Anfrage mit, dass die Teilnahme Metzelders am Trainerlehrgang in Hennef aufgrund der Ermittlungen "einvernehmlich bis zur Klärung der gegen ihn erhobenen Vorwürfe" ruht. Auch die ARD hatte bekannt gegeben, dass man bis zur Aufklärung des Falles auf Metzelder als Experten verzichte. Bundestrainer Joachim Löw wollte am Donnerstag auf der Pressekonferenz in Hamburg auf das Thema nicht näher eingehen: "Da ich die ganze Sachlage nicht aus erster Hand weiß, kann und möchte ich mich dazu absolut nicht äußern."

Klarheit wird es wohl auch nicht so schnell geben. Polizei und Staatsanwaltschaft würden nun mit der gebotenen Gründlichkeit das beschlagnahmte Beweismaterial sichten, was eine gewisse Zeit in Anspruch nehme. "Es ist nicht davon auszugehen, dass es von uns in Kürze in dieser Angelegenheit eine neue Pressemitteilung geben wird", sagte Oechtering.

Sollte sich der Vorwurf erhärten, muss Metzelder mit weiteren Konsequenzen rechnen. Für das Verbreiten von Kinderpornografie sieht der Gesetzgeber eine Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren Gefängnis vor.

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