Süddeutsche Zeitung

Manchester City:Guardiola sieht ausgesuchte Tölpelhaftigkeit

Lesezeit: 2 min

Von Javier Cáceres, Manchester

Natürlich musste man es ahnen. Aber es war dann doch bemerkenswert, mit welch düsterer Miene die deutschen Nationalspieler Ilkay Gündogan und Leroy Sané am Mittwochabend das Stadion ihres Arbeitgebers Manchester City verließen. 1:2 hatte City das erste Champions-League-Gruppenspiel der Saison verloren, gegen Olympique Lyon, den aktuellen Tabellensiebten der gemeinhin wenig geschätzten französischen Ligue 1. Es war ein Fehlstart, der Grund genug war, um schlechte Laune zu schieben.

Sané hätte, immerhin, Positives referieren können: Er wurde kurz nach der Halbzeit eingewechselt, für den erstaunlich schwerfälligen Gündogan, und revolutionierte das Spiel. Gündogan hätte gerade mal sagen können, dass er nicht der einzige City-Profi war, der die nur 40 111 Zuschauer bitter enttäuschte, unter ihnen vor allem einen Mann, der auf die Tribüne verbannt worden war: Josep Guardiola.

Der Grund für sein Exil war ein Zwischenfall aus dem Champions-League-Duell mit dem FC Liverpool aus der Vorsaison. Nach einem heftigen Disput mit dem spanischen Schiedsrichter Mateu Lahoz war der Katalane vom europäischen Fußballverband Uefa zu einer Sperre verurteilt worden, die er nun absitzen musste. Fern des Rasens saß Guardiola quasi inkognito, das heißt: das Haupt, des kühlen Windes wegen, unter einer eleganten Schiebermütze versteckt. Mit fortdauernder Spielzeit diente ihm die Kopfbedeckung eher dazu, die Scham in seinem Gesicht zu verbergen.

An Peps Stelle stand Assistent Mikel Arteta in der Coaching Zone. Arteta gilt als versierter Fachmann, im Sommer war er unter anderem als Kandidat für das Traineramt beim FC Arsenal gehandelt worden. Sein Auftritt an der Kreidelinie wirkte am Mittwoch aber so blutarm und hilflos wie die Leistung Citys in der ersten Halbzeit. Und so durften sich diejenigen bestätigt fühlen, die in Trainern wie Guardiola moderne und entscheidende Gurus sehen.

Und nun? "Demütig nach Hoffenheim", sagt John Stones

"Ich weiß nicht, ob es mit Pep anders gelaufen wäre", sagte Arteta später, und in der Tat: Es wird sich nie beantworten lassen. In jedem Fall war zu bezweifeln, dass Peps Schüler auch nur das Stadionheft gelesen hatten, in dem Guardiola per Grußwort vor Olympique eindringlich gewarnt hatte. Es sei ein Team, das seit Jahren um Trophäen kämpfe, physisch stark sei und schnelle Konter fahre. "Wir müssen in allen Bereichen des Platzes unseren Fokus behalten", schlug Guardiola vor.

Doch niemand folgte seinen Worten. Stattdessen leistete sich City Fehler von ausgesuchter Tölpelhaftigkeit. Vor dem 0:1 verlor Fernandinho den Ball im Mittelfeld, Olympiques brillanter Kapitän Nabil Fekir schlug von links eine Flanke in den Strafraum, an der Linksverteidiger Fabian Delph vorbeischlug, sodass Maxwel Cornet zu einem anspruchsvollen Volleyschuss ansetzen konnte, der die Führung bedeutete (26.). Beim 0:2 wurde Fernandinho durch Citys Innenverteidiger Laporte mit einem absurden Pass kompromittiert. Der Brasilianer verlor abermals den Ball; diesmal war es Fekir selbst, der per Flachschuss das Tor erzielte (43.). Nach der Pause legte der elektrisierende Sané Bernardo Silva das 1:2 auf (67.).

Doch das war zu spät, um gegen die defensiv famosen Lyoner noch eine Wende herbeizuführen. Nun steht Englands Meister, einer der Champions-League-Favoriten und eines der finanzstärksten Teams Europas, extrem unter Druck. "Wir müssen nun demütig nach Hoffenheim fahren und gewinnen", sagte Verteidiger John Stones mit Blick auf die Visite in Sinsheim, die am 2. Oktober ansteht.

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SZ vom 21.09.2018
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