Süddeutsche Zeitung

Linksaußen:Lachen mit dem Glubb

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Bill Shankly hat schon recht: Fußball ist eine todernste Sache. Man merkt es spätestens immer dann, wenn Kicker oder Vereine mal richtig witzig sein wollen.

Von Stefan Galler

Dass der Fußball keine Sache für Humoristen ist, weiß man spätestens seit dem berühmten Spruch von Liverpool-Legende Bill Shankly. Hier sei er nochmal zitiert: Einige Leute würden diesen Sport für eine Sache von Leben und Tod halten, so Shankly. "Ich versichere Ihnen: Es ist viel ernster."

Und deshalb wundert es nicht, dass Scherze gerade in der Balltreterbranche nicht selten zum Rohrkrepierer werden. Man denke an Willi Lippens, dessen süffisante Korrektur einer Schiedsrichteraussage ("Ich verwarne Ihnen." - "Ich danke Sie.") in einen sofortigen Platzverweis mündete. Oder die an sich charmante Idee, die der rumänische Fußball-Drittligist CD Industria Galda de Jos dieses Jahr für den 1. April hatte: Via Presse gab der Präsident die Trennung von Trainer Stefan Fogorosi bekannt, nachdem die Mannschaft die ersten drei Spiele unter seiner Regie allesamt verloren hatte.

Der Fußballlehrer hätte stutzig werden können, schließlich entlässt selbst der deutsche Drittligist Türkgücü München seine Trainer nur in äußersten Ausnahmefällen so früh (der vergangene Woche geschasste Peter Hyballa durfte sogar sieben Ligaspiele lang bleiben!). Doch Fogorosi, offenbar kein Querdenker, glaubte eisern an das, was in der Zeitung stand. Und war sogar nach der Auflösung des Scherzes noch so konsterniert, dass er kurzerhand selbst kündigte.

"Als ob ihr unsere Nerven nicht schon jedes Wochenende genug strapaziert", schrieb ein Nürnberg-Fan

Beim 1. FC Nürnberg haben sich die Verantwortlichen vergangene Woche ebenfalls einen Scherz erlaubt, der nicht allerorten gut ankam. In den sozialen Medien postete der Verein ein Video, das mit getragener Klaviermusik unterlegt war und die besten Szenen von Eigengewächs Erik Shuranov zeigte. "Jetzt heißt es, den nächsten Schritt zu gehen", sagt Shuranov, ehe die Zeile "Danke, Shura!" eingeblendet wird. "Und viel Erfolg auf deinem weiteren Weg." So mancher Club-Fan dürfte Schnappatmung bekommen haben, doch eine halbe Stunde später war der Clip plötzlich 30 Sekunden länger - ergänzt um die Nachricht von Shuranovs vorzeitiger Vertragsverlängerung.

Keineswegs alle FCN-Anhänger fanden die falsche Fährte witzig. "Als ob ihr unsere Nerven nicht schon jedes Wochenende genug strapaziert", schrieb einer. Ein anderer bemerkte, diese "Verarsche" sei "nicht gerade der hellste Lichtblitz der Marketingabteilung" gewesen. Merke: Nicht jeder Franke ist so eine Humorbombe wie Ministerpräsident und Edel-Glubberer Markus Söder, der zumindest durch seine Verkleidungen bei der Fastnacht in Veitshöchheim den Gaudiburschen herauskehrt, maskiert als Gandalf, Shrek oder Homer Simpson.

Es ist schon schlimm, dass Lachen und Dribbeln irgendwie nicht recht zusammenpassen, außer vielleicht für diejenigen, die Lukas Podolski lustig finden ("Fußball ist wie Schach, nur ohne Würfel"). Dann doch lieber wieder der Blick auf die Insel zum Anfield-Philosophen Shankly: "Eine Fußballmannschaft ist wie ein Klavier. Sie brauchen acht Männer, um es zu tragen, und drei, die das verdammte Ding spielen können." Endlich mal eine Pointe, die sitzt.

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