Süddeutsche Zeitung

Lewandowski beim FC Bayern:"Irgendwann musste das doch mal passieren"

Lesezeit: 2 min

Von Ulrich Hartmann, Düsseldorf

Die Misserfolgsgeschichte des Mittelstürmers Robert Lewandowski reicht zurück bis in den Dezember 2011, als das vielleicht trübste Kapitel seiner ansonsten zugegebenermaßen doch recht erfolgreichen Karriere begann. Zum Pokalsieg mit Borussia Dortmund bei Fortuna Düsseldorf vermochte der Angreifer binnen 120 Minuten kein Tor beizutragen, zum 1:1 in der Bundesliga im November 2012 gegen die Fortuna auch nicht, im April 2013 beim 2:1-Sieg im Rückspiel mit dem BVB in Düsseldorf wieder nicht und auch nicht mit Bayern München in der vergangenen Saison zwei Mal gegen diese vermaledeite Fortuna.

Am Samstag nun, als Lewandowski in seiner Karriere zum sechsten Mal gegen Düsseldorf spielte, würde er erstmals überhaupt gegen diesen Klub ein Tor schießen, das erschien klar, weil Lewandowski ja in allen ersten elf Bundesligaspielen getroffen hatte und diese historische Serie nicht ausgerechnet gegen eine mediokre Fortuna zu beenden beabsichtigte. Dann kam es anders. Bayern München gewann 4:0, die Abwehr der Fortuna lud großzügig zum Torschuss ein, aber jedes Mal, wenn Lewandowski dies tat, war irgendwo noch ein Bein dazwischen oder ein anderes Körperteil - oder der Ball strich um Millimeter am Tor vorbei. 501 Minuten hat der international anerkannte Torjäger Lewandowski in seinem Leben gegen Fortuna Düsseldorf gespielt - und kein einziges Tor geschossen. Ein Fluch? Die schmerzende Leiste? Oder eine Düsseldorf-Allergie?

"Ach, irgendwann musste das doch mal passieren", sagte Lewandowski am Samstag lächelnd und war nicht bereit, sich über dieses erste Ligaspiel in dieser Saison ohne eigenen Treffer aufzuregen. Die Bayern gewinnen wieder, die Stimmung ist gelöst, alle sind gut gelaunt, da will sich der 31-Jährige keinen Stress einreden. Außerdem ist bald Weihnachten.

"Da kann man am nächsten oder übernächsten Tag schon wieder gehen", sagt Lewandowski über die OP

Wobei Weihnachten diesmal für Lewandowski ein Fest des Leids wird, jedenfalls in der Leiste, die sie ihm vermutlich kurz nach dem letzten Spiel des Jahres operieren werden. Die OP wurde kürzlich beschlossen. Das letzte Spiel des Jahres ist am 21. Dezember (gegen Wolfsburg), das erste Spiel des nächsten Jahres ist am 19. Januar (bei Hertha), dazwischen bleiben 29 Tage, um die Leiste heilen zu lassen und dabei möglichst wenige Spiele zu versäumen. Ob seine Frau wisse, dass er diesmal zu Weihnachten das Sofa besetze, ist er gefragt worden, aber Lewandowski hat recherchiert: "Da kann man am nächsten oder übernächsten Tag schon wieder gehen", sagte er über die OP. Kein Problem für die Festtage also.

Die Leiste war es jedenfalls nicht, die ihn am Samstag in Düsseldorf daran gehindert hat zu treffen und im zwölften Ligaspiel nacheinander sein Konto auf 17 Tore zu erhöhen. "Nein, nein", wehrte Lewandowski ab, "zum Glück habe ich keine Schmerzen." Ob ihn das wurme, dass es gegen Düsseldorf irgendwie nie klappt, wurde er gefragt, aber auch das sieht Lewandowski recht entspannt. Er stilisierte die Tor-Pause beim 4:0-Sieg der gut aufgelegte Kollegen zum persönlichen Luftholen für jene Spiele, in denen seine Treffer dann wieder nötiger gebraucht werden. "Manchmal", sagte Lewandowski, "muss man ein bisschen bremsen, um dann wieder umso mehr Gas geben zu können."

Vielleicht hat er diesen Spruch am Samstagmorgen nur auf einem Abreißkalender mit Lebensweisheiten gefunden, vielleicht steckt aber auch mehr dahinter. Dann können sich die Fußballer von Roter Stern Belgrad am Dienstag und von Bayer Leverkusen kommenden Samstag und von Borussia Mönchengladbach am übernächsten Samstag auf etwas gefasst machen. Robert Lewandowski hat in Düsseldorf nur ein bisschen durchgeschnauft, ab sofort wird er wieder schärfer schießen.

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Quelle:
SZ vom 24.11.2019
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