Süddeutsche Zeitung

Zehnkampf bei den European Championships:Für Mayer ist nach 70 Metern Schluss

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Der Weltmeister im Zehnkampf muss bei den European Championships nach nur einem Wettbewerb wegen einer Verletzung aufgeben. Der Franzose bleibt ein verwundbarer, aber trotzdem kompletter Athlet.

Von Karoline Kipper

Das war ein kurzer Auftritt des Zehnkämpfers Kevin Mayer. Vor drei Wochen Weltmeister in Eugene geworden, zählt der Franzose zu den Favoriten dieser European Championships. Trotz einer Weltrekordpunktzahl von 9126 Punkten ist Mayer noch nie Europameister geworden. Diese Medaille wird auch in München an jemand anderen gehen.

Im 100-m-Sprint passierte es. Nach 70 Metern fasste sich der Weltmeister an den hinteren Oberschenkel und konnte nur noch ins Ziel trudeln. Die Zeittafel zeigte noch 11,67 Sekunden an, aber sein Winken in die Menge sprach eine deutliche Sprache: Das war's. "Wir sehen uns nächstes Jahr", lautet die abschließende Botschaft des Franzosen.

Schon vor vier Jahren schied Mayer unglücklich mit nur ungültigen Versuchen beim Weitsprung aus dem Zehnkampf aus. Damals wurde der Deutsche Arthur Abele Europameister. Für den mittlerweile 36-jährigen Abele wird der Zehnkampf in München sein letzter sein: "Ich gehe mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Zehnkampf hat mich unglaublich lange geprägt und bleibt immer Teil meines Lebens", sagte er. Sein Ziel in München sind die Top Acht.

Kevin Mayer gelang nach der verkorksten Europameisterschaft 2018 in Berlin ein paar Wochen später etwas, woran wenige geglaubt hatten. Er brach den Weltrekord des US-Amerikaners Ashton Eaton. Die Schwäche von Mayer waren bis dato die Wurfdisziplinen gewesen, aber davon war bei dem Wettkampf im September 2018 im französischen Talence nichts zu spüren: "Er hat überall performt. Und zwar nicht nur so ein bisschen, sondern immer unglaublich", sagte Arthur Abele, der in Talence Zweiter wurde.

Mayer startet meist nur bei ausgewählten Wettkämpfen. Weil die WM in Eugene erst drei Wochen her ist, kam seine Teilnahme in München überraschend. "Wenn ich keine Schmerzen habe, werde ich den Zehnkampf bis zum Ende durchziehen. Aber wenn es irgendwelche Schmerzen gibt und das Risiko besteht, dass es mich in der Zukunft etwas kosten könnte, dann wird es sich nicht lohnen", kündigte er vorher an: Kein Risiko. Bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris will der zweimalige Silbermedaillengewinner endlich Gold holen.

Schon am Samstag hatte Mayer gesagt, dass er sich nicht gut fühle: "Ich habe das Gefühl, dass mein Körper sich nicht erholt hat." Mit dem Griff an den Adduktor beim Sprint hat sich seine Vermutung bewahrheitet. Dem französischen Fernsehsender France Télévisions erzählte Mayer, dass er diese Schmerzen schon seit drei Monaten spüre.

Nun gilt der Schweizer Simon Ehammer als Favorit, in Eugene holte der 22-jähre Bronze und zeigte bislang auch in München sein Leistungsvermögen mit 8,31 Metern im Weitsprung. Aber auch der Weltmeister von 2019, Niklas Kaul, wahrte mit einer Bestleistung über 100 Meter (11,16 Sekunden) seine Medaillenchancen. Unter den "Königen der Leichtathletik" ist Kevin Mayer der Kaiser, doch erstmal bleibt der komplette Athlet ohne komplette Medaillensammlung.

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