Süddeutsche Zeitung

Kampfsport:Zähes Ringen

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Die bayerischen Kampfsportverbände fordern in einem offenen Brief an die Staatsregierung eine Öffnungsperspektive für Kontaktsportarten. Auch ihnen laufen die Mitglieder davon.

Von Sebastian Winter, München

In einem an die bayerische Staatsregierung gerichteten offenen Brief haben sechs bayerische Kampfsportverbände eine Öffnungsperspektive für Kontaktsportarten gefordert. Der Kampfsport leidet besonders unter der Corona-Pandemie, auch mit den derzeit gelockerten Maßnahmen in Bayern gebe es laut den Verbänden keinerlei Möglichkeiten für die Wiederaufnahme des Sportbetriebs - die Folgen seien für die Vereine und ihre Nachwuchsarbeit katastrophal. "Selbst bei Inzidenz 0 gilt unter den derzeitigen Öffnungsvorgaben ein Mindestabstand von Sportlern von 1,5 Metern. Das bedeutet faktisch ein Verbot der Ausübung von Kampfsportarten", sagt Eva Straub, Präsidentin des Ju-Jutsu-Verbands Bayern.

Dabei hätten die Klubs im zurückliegenden Jahr die Schutzkonzepte erfolgreich umgesetzt, heißt es in dem offenen Brief, der vom Ju-Jutsu Verband Bayern, der Bayerischen Taekwondo Union, der Bayerischen Amateur-Kickbox Union, dem Bayerischen Karate Bund, dem Bayerischen Judo Verband, dem Bayerischen Ringer-Verband und dem Interessenverbund Team Sport-Bayern unterzeichnet wurde: "In keinem der unseren Verbänden angeschlossenen Vereine ist während der gesamten Zeit der Öffnungen von Sommer bis Herbst letzten Jahres auch nur ein einziger Infektionsfall bekannt geworden, der sich ursächlich auf das Kampfsporttraining hätte zurückführen lassen", schreiben die Initiatoren an die Staatsregierung.

Eine ihrer Forderungen: Den Kontaktsport im Innenbereich für fest zugeordnete Trainingspartner oder kleinere Trainingsgruppen sofort zu öffnen und zugleich die Freigabe von Hallen für den Vereinssport voranzutreiben. "Zeigen Sie endlich auch Perspektiven für unsere rund 150 000 Kampfsportlerinnen und Kampfsportler auf! Denn diese haben Sie bisher vergessen", heißt es in dem offenen Brief.

Der SV Oberdürrbach hat bereits 20 Prozent seiner Ju-Jutsu-Mitglieder verloren

Die Funktionärin Straub sieht das Problem tagtäglich in ihrem Heimatverein SV Oberdürrbach. In dem Würzburger Klub hat die Ju-Jutsu-Abteilung Straub zufolge bereits 20 Prozent der rund 200 aktiven Mitglieder verloren. Vor allem im Winter hätten sich die Anfragen nach Beitragsrückerstattung oder Kündigung der Vereinsmitgliedschaft gehäuft. Und das, obwohl dort auch viele Kaderathleten am Bundesstützpunkt trainieren und der Klub Online-Trainings angeboten und die Kinder - mit Abstand - zuletzt auch im Freien bespaßt hat. Dass die Hallen auch für den Kampfsport weiterhin geschlossen bleiben sollen, ist für die Jugend und Breitensportler des SV ein großes Problem. Während die Kadersportler trainieren dürfen, verlieren sie im schlimmsten Fall die Bindung zum Verein. Zugleich lag der Inzidenzwert im Landkreis Würzburg am Dienstag bei gerade einmal 6,6.

Die nächste Ministerrunde tagt an diesem Freitag, nicht nur Straub setzt all ihre Hoffnungen in dieses Treffen. Sollte sich die Politik dort doch noch zu weiteren Öffnungen auch für Kontaktsport in der Halle durchringen, wären diese allerdings wohl auch nur von begrenzter Dauer. Denn von Ende Juli an sind zumindest viele kommunale Sportanlagen wieder zu - wegen der beginnenden Sommerferien.

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