Süddeutsche Zeitung

HSV-Sieg gegen Stuttgart:"Es war ein Abreibungskampf"

Lesezeit: 2 min

Von Filippo Cataldo

Bruno Labbadia ballte beide Fäuste, sein Kopf fiel ruckartig nach vorne, nach hinten, nach vorne, nach hinten, sein Mund war dabei weit geöffnet. Als Pierre-Michel Lasogga, ebenfalls mit offenem Mund und ruckendem Körper in sein Blickfeld kam, traf Faust auf Faust, ehe sich Trainer und Stürmer umarmten. Auch die anderen Spieler des Hamburger Sportvereins ballten die Fäuste, fielen sich um den Hals, gingen Hand in Hand zu den jubelnden Fans.

Es schien, als ob der HSV sich mal wieder gerade eben so in der Relegation gerettet hatte. Dabei hatte er nur am zweiten Bundesligaspieltag in Überzahl ein 3:2 gegen den VfB Stuttgart geschafft. Es war nicht mal ein wirklich verdienter Sieg, die Gäste waren fast das ganze Spiel über stärker und hatten durch zwei Tore Daniel Ginczeks verdient geführt.

Zufall beim HSV, Jagdfußball bei den Stuttgartern

Wo die allermeisten Aktionen des HSV dem Zufall entsprungen schienen, hatte der VfB wie schon vergangene Woche mit seinem radikalen und intensiven Jagdfußball überzeugt, den der neue Trainer Alexander Zorniger der Mannschaft im Sommer beigebracht hat. Wie schon am ersten Spieltag verlor Stuttgart. Nicht, weil die Spieler diesmal auch die klarsten Torchancen nicht machten. Sondern vor allem, weil sich Rechtsverteidiger Florian Klein innerhalb von 80 Sekunden zwei absolut unnötige gelbe Karten einfing und seine Mannschaft ab der 53. Minute in Unterzahl spielen musste.

"Die Rote Karte hat uns aus dem Konzept gebracht", sagte Zorniger bei Sky. Das war freilich, nachdem er sich wieder ein wenig beruhigt hatte. Während die Hamburger am Feiern waren, hatte der Stuttgarter Trainer seine Spieler im Kreis versammelt und das Spiel analysiert - in einer Lautstärke, die wohl auch der letzte Fan ganz oben auf der Tribüne gehört hätte, wenn er nicht gerade zu sehr damit beschäftigt gewesen wäre, den Heimsieg des HSV zu feiern.

Innerhalb von fünf Minuten hatten die Hamburger aus einem 1:2 ein 3:2 gemacht. Erst war der eingewechselte Lasogga in einen Diagonalpass von Ivica Olic gewalzt und hatte den Ball eiskalt am Keeper vorbei ins Tor geschoben (84.). Dann hatte Lasogga per Kopf noch die Vorlage zu Johan Djourous Treffer in der 89. Minute gegeben. Den Treffer hatte Djourou zuvor selbst im Mittelfeld eingeleitet. Der Ball war dann über Ivo Ilicevic, dem nach 34 Minuten der Treffer zum zwischenzeitlichen 1:1 gelungen war, und Lasoggas Kopf wieder bei ihm gelandet.

Zwischen den beiden Toren hätte Olic schon für eine frühere Entscheidung sorgen können - dem VfB war durch das allgemein kräftezehrende Spiel und in Unterzahl die Kraft ausgegangen. "Unser Spiel ist sehr intensiv". Nach der "dummen Roten Karte" sei es schwer gewesen für den VfB, "es war ein anderes Spiel. Hamburg hat uns zwar auch dann nicht gegen die Wand gespielt, aber mit der Zeit wurden wir immer müder. Außerdem hatten sie die Fans im Rücken. Und so haben wir dieses Scheißspiel verloren", sagte Daniel Didavi, der vor allem in der ersten Halbzeit stark gespielt hatte. Die Niederlage sei "sehr schwer zu akzeptieren", ergänzte er, es sei "sehr bitter, dieses Spiel gegen diesen Gegner zu verlieren."

Auch Ginczek, der den VfB mit seinen zwei Treffern in der 24. Und 42. Minute eigentlich schon zum vermeintlich sicheren Sieger gemacht hatte, konnte das Endergebnis kaum fassen. "Die Niederlage ist wahnsinnig bitter. Wir haben ein super Spiel gemacht, haben mit unserem aggressiven Spielstil den Gegner zu Fehlern gezwungen und hatten sie am Rand der Niederlage."

Aber eben nur am Rand. Weil die Hamburger sowas wie Moral bewiesen - oder sowas in der Art sogar vorhatten. Auf diese Aussage versteifte sich jedenfalls Labbadia. "Wir hatten einen klaren Plan. Es war ein Abreibungskampf, den wir für uns entschieden haben. In dieser Saison werden wir kein Spiel einfach locker gewinnen. Wir müssen uns die Sicherheit wieder erarbeiten", sagte er.

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