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Verträge von Alaba und Thiago:Hoeneß verschickt saftige Sprüche

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Der frühere Bayern-Präsident ist mal wieder im Sportfernsehen zu Gast und attackiert prompt David Alabas Berater, den FC Liverpool und ManUnited - doch er sagt auch Wesentliches nicht.

Von Christof Kneer, München

Man hat sich daran gewöhnt, dass es im Profifußball fast nie ums Geld geht. Gut, manchmal kommt man nicht drum rum, es geht dann um die Millionen, die Neymar gekostet hat (222) oder Messi theoretisch kosten würde (700), und dass die Spieler Gehalt bekommen und manchmal sogar Prämien, das weiß man auch. Aber in der öffentlichen Logik sind Gehalt und Prämien einfach da, sie sind nie der Grund. Nie würde ein Spieler sagen: Ich gehe wegen Geld woandershin (Spieler gehen nur, um anderswo den nächsten Schritt zu machen). Und wenn ein Spieler einen Verein verlässt, dann, weil ihm die Verantwortlichen keine Steine in den Weg gelegt haben.

Es geht hier ausschließlich ums Geld! Das sagt niemand. Außer Uli Hoeneß.

Hoeneß, 68, kann das immer noch: Er kann immer noch so prägnant formulieren, dass die Nachrichtenagenturen mit dem Versenden der saftigsten Sprüche kaum nachkommen. Am Sonntag saß der Ehrenpräsident des FC Bayern mal wieder im Fernsehen, offiziell galt es, den 25. Geburtstag des Sport1-Klassikers "Doppelpass" zu feiern; inoffiziell fasste Hoeneß vor allem sich selbst zusammen, sein Lebenswerk, seine Art zu denken, zu reden, den Klub zu schützen. Als Zusammenfassung seiner selbst war er ein Meisterwerk.

David Alaba habe "einen geldgierigen Piranha als Berater", polterte Hoeneß und meinte den in der Branche mindestens berühmten, vielleicht sogar berüchtigten Pini Zahavi, jenen 77-Jährigen, den Alaba, 29, vor einiger Zeit engagiert hatte. Alabas Vertrag in München endet im Juni 2021, seit Monaten zieht sich die Debatte um seine Zukunft, und es brauchte nun also Hoeneß, um die banale Wahrheit zu verraten: "Es geht wirklich nur um Geld und sonst gar nichts. David ist ja schon beim besten Verein der Welt." So verlange Zahavi für Alabas Unterschrift allein für sich ein Honorar "im zweistelligen Millionenbereich"; und für seinen Klienten habe Zahavi angeblich ein Jahresgehalt von über 20 Millionen Euro aufgerufen, was sich im Falle eines Vier- oder Fünfjahresvertrages auf ein 125-Millionen-Paket summieren könnte.

Was verdient eigentlich Hernandez?

"Der Super-Gau wäre - und das ist das Ziel von Herrn Zahavi -, David nächstes Jahr vom FC Bayern ablösefrei loszulösen. Das muss der FC Bayern unbedingt verhindern", sagte Hoeneß. Von Zahavi lasse sich vor allem Alabas Vater beeinflussen, so Hoeneß, "aber wir alle hoffen, dass David bleibt". Die Gehaltshierarchie müsse dennoch gewahrt bleiben, Robert Lewandowski und Manuel Neuer seien weiter "das Maß aller Dinge. Darüber geht nichts".

Was Hoeneß natürlich nicht sagte: dass die Alaba-Partei sich nicht nur am Gehalt des Weltklassetorjägers und des Weltklassetorwarts orientiert, sondern gewiss auch an den sehr üppigen Zahlen des Ersatzverteidigers Lucas Hernández, die angeblich durchaus höher liegen als die bisherigen Zahlen des Abwehrchefs Alaba.

Ja, es geht also ums Geld, und weil Hoeneß eh' gerade dabei war, dieses Geheimnis zu bestätigen, legte er nach: Auch im Fall Thiago geht es demnach um nichts anderes. Dem Spanier, dessen Vertrag ebenfalls 2021 endet, haben die Bayern laut Hoeneß vor Monaten "ein super Angebot über vier Jahre" unterbreitet, Thiago sagte wohl erst zu und später ab. Die interessierten Klubs, der FC Liverpool und Manchester United, würden nun "bluffen", grantelte Hoeneß, "es ist noch keiner offiziell an uns herangetreten, das ist kein Stil, aus meiner Sicht. Sie versuchen, uns zu erpressen, indem sie bis zur letzten Woche warten und dann ein billiges Angebot hinhauen".

Bis zum Transferschluss am 5. Oktober werde es noch "drei heiße Wochen geben". Zumal Hansi Flick, Bayerns Trainer, auch noch Spieler verpflichten möchte - Spieler, die (psst! nicht verraten!) Geld kosten und auch Geld verdienen werden.

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SZ vom 14.09.2020
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