Süddeutsche Zeitung

Hockey-WM:Strahlende Sieger im letzten Duell

Lesezeit: 4 Min.

Nach einem der längsten Finals in der Geschichte des Hockeysports jubelt die deutsche Auswahl: Sie besiegt Olympiasieger Belgien im Shootout und wird Weltmeister - es ist ein Triumph, in dem sich mehrere Erfolge vereinen.

Von Volker Kreisl

Die Frage zu Beginn war: Wird es wieder ein deutscher Auftritt wie in den vergangenen Partien der K.-o-Runde? Im Viertel- und Halbfinale gestatteten die Deutschen ja auch wegen teils nachlässiger Herangehensweise in den vier regulären Vierteln dem Gegner jeweils einen 2:0-Vorsprung. Leichte Tore erzielten die Gegner England und Australien, und doch war das Team vom Trainer André Henning am Ende besser, weil es sich in den allerletzten Minuten des Spiels aufrappelte und noch zurückkam.

Diesmal jedoch war es das WM-Finale, da ging es gegen Belgien, die überragende Mannschaft der vergangenen Jahre. Die Belgier waren bis zum Sonntag nicht nur aktueller Weltmeister, sondern sie haben auch das vergangene Olympiaturnier gewonnen. Dieses Team ist auf allen Positionen stark besetzt, was es auch an diesem Sonntagabend in Bhubaneswar dokumentierte.

Am Ende aber war eine Position bei den Deutschen besser. Nach einem der längsten WM-Finals in der Geschichte des Sports rissen die Spieler des Deutschen Hockey-Bundes die Arme hoch, mit einem 2:2 nach regulärer Spielzeit, einem am Ende unentschiedenen ersten Penalty-Shootout und dem folgenden Eins-gegen-eins-Duell, von denen jedes schon die Entscheidung bringen konnte, gab es endlich einen Sieger - nämlich das deutsche Team.

Die Frage zu Beginn war: Wird es wieder ein deutscher Auftritt wie in den vergangenen Partien der K.o-Runde? Im Viertel- und Halbfinale gestatteten die Deutschen ja auch wegen teils nachlässiger Herangehensweise in den vier regulären Vierteln dem Gegner jeweils einen 2:0-Vorsprung. Leichte Tore erzielten da die Gegner England und Australien, und doch war das Team vom Trainer André Henning am Ende besser, weil es sich in den allerletzten Minuten des Spiels aufrappelte und noch zurückkam.

Diesmal jedoch war es das WM-Finale, da ging es gegen Belgien, die überragende Mannschaft der vergangenen Jahre. Die Belgier waren nicht nur aktueller Weltmeister, sondern sie haben auch das vergangene Olympiaturnier gewonnen. Dieses Team ist also auf allen Positionen stark besetzt, was es auch an diesem Sonntagabend in Bhubaneswar dokumentierte.

Am Ende reichte es jedoch nicht für Belgien, denn eine Position bei den Deutschen war besser besetzt, die des Ersatztorhüters. Nach einem der längsten WM-Finals rissen die Spieler des Deutschen Hockey-Bundes die Arme hoch, mit einem 2:2 nach regulärer Spielzeit, einem am Ende unentschiedenen ersten Penalty-Shoot-Out und dem folgenden Eins-gegen-eins-Duell, von denen jedes schon die Entscheidung bringen konnte, gab es schließlich einen Sieger - nämlich das deutsche Team. Denn am Ende hatte der junge deutsche Torwart Jean Danneberg die entscheidende Ecke verdeckt - und ein Duell gewonnen.

"Dass wir heute gewinnen, ist wahnsinnig. Ich bin sprachlos", sagte Niklas Wellen, der als Spieler des Spiels ausgezeichnet wurde. Dies sei eine Leistung von allen gewesen: "Dass wir dreimal in K.o.-Spielen zurückgekommen sind, ist kein Glück, sondern es zeigt die Qualität, die Mentalität und den Charakter dieses Teams." Und auch Wellens sonst gefasst analysierender Coach Henning frohlockte: "Ich bin unglaublich glücklich für diese wahnsinnige Mannschaft. Jetzt sind wir an der Spitze."

Hennings Equipe sind dabei in Bhubaneswar in Indien mehrere wichtige strategische Erfolge gelungen. Es dürfte mit diesem Sieg, dem ersten deutschen WM-Titel seit 2006 und zudem dem ersten gewonnenen weltweiten Großereignis seit dem Sieg bei den Olympischen Spielen London wieder größere Aufmerksamkeit in der Sponsoren-Szene wecken, die für den Verband, den Nachwuchs und eine abgesicherte Zukunft wichtig ist. Es hat zudem viel Werbung hierzulande für diesen Sport gemacht mit seinen starken Auftritten.

Die letzten Minuten sind die vielleicht längsten, die das deutsche Team je erlebt hat

Diese Mannschaft mit seinem Offensiv-Stil war die wohl attraktivste im WM-Turnier, was ihr selbst möglicherweise nicht immer geheuer war. Spannend bis zum Schluss blieb es insbesondere in den K.o.-Spielen gegen England und Australien. Diesmal, im Finale, wollte man keinem Rückstand über weite Strecken hinterherlaufen, und doch stand es sogar früher als sonst wie üblich 0:2. Zwei eigene Fehler lagen zugrunde, die deutschen Verteidiger ließen Florent Van Aubel und kurz darauf Tanguy Cosyns relativ ungehindert abziehen, Torwart Alexander Stadler hatte keine Chance.

Die Partie wogte hin und her, doch die zweite Hälfte des Spieles gehörte dann fast vollkommen den Deutschen. Drei Tore erzielten sie da. Zunächst traf Niklas Wellen auf eine Weise, die wie das Tor von Van Aubel auch ein Treffer des Turniers sein könnte. Wellen stand schräg vor dem linken Pfosten, er fischte den Ball auf seine Kelle, legte ihn sich in der Luft zurecht und schlenzte ihn zum 1:2 am Torwart vorbei an den langen Pfosten, von dem er ins Tor sprang. Etwas früher - nicht wie sonst erst kurz vor Schluss - gelang diesmal Gonzalo Peillat der Ausgleich per Strafecke, mit einem klugen, neben das Standbein des Torwarts platzierten und scharf geschlenzten Ball.

Das vierte Viertel ergab dann sogar eine weitere Steigerung im Spannungsbogen dieses für die Deutschen so wichtigen Turniers, das sie ja auch mit dem klaren und offensiven Ziel Weltmeister angegangen waren. Nun führten sie plötzlich, und das Ziel schien nicht mehr weit entfernt zu sein. Und doch waren dies vielleicht die längsten 15 Spiel- und etlichen Unterbrechungsminuten, die diese Mannschaft je erlebt hatte. Der überraschenden Führung durch Mats Grambusch, folgte dann doch noch kurz vor Schluss der Ausgleich per Strafecke, was bedeutete: den nächsten Auftritt von Jean Danneberg.

Der 20-jährige Torwart hatte ja schon den Penalty-Shootout gegen England entschieden, nun war er wieder im Tor gestanden und versuchte den Ball dem Gegner wegzufischen oder ihn abzublocken. Jean Dannebergs Reflexe sind jedoch hervorragend, sein Instinkt für den Laufweg des Schützen ist es ebenso, und am Ende entschieden die Qualitäten dieses Talents diese WM, nach einem langen Turnier, einem kompletten Shootout und zwei am Schluss noch allerletzten Duellen.

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