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Handball-WM:Mit diesen Würfen überlisten Handballer die Torhüter

Lesezeit: 3 min

Von Tim Brack

Im Handball kommt dem Torhüter eine besondere Rolle zu. Mit geschicktem Stellungsspiel und schnellen Reaktionen kann er das Tor hinter sich nahezu verschwinden lassen. Die Werfer sind zu Kreativität gezwungen, um die Schlussmänner zu überlisten. Es haben sich einige Wurftechniken etabliert, die mal mit Kraft daherkommen, mal mit ganz viel Feingefühl. Die Außenspieler haben traditionell die ausgefallensten und trickreichsten Varianten in ihrem Repertoire. Eine Auswahl der bekanntesten Wurftechniken.

Der Schlagwurf

Das Fundament für jede weitere Wurfvariante. Bei der Ausführung berühren beide Füße den Boden, der Schütze holt aus und wirft. Eigentlich einfach. Doch auch hier haben sich Experten gefunden, die Einfachheit in Kunst verwandeln. Der Isländer Aron Palmarsson etwa überrascht die gegnerischen Abwehrhünen regelmäßig mit einem ansatzlosen Schlagwurf. Dann nähert sich der Rückraumspieler eher beiläufig der Deckung, beschleunigt beim Ausholen blitzartig. Dank eines kräftigen Zugs mit dem Handgelenk gegen Ende der Bewegung entwickelt er einen enorm wuchtigen Wurf.

Der Hüftwurf

Eine Variante des Schlagwurfs, allerdings auf halber Höhe, deshalb auch Unterarmwurf genannt. Der Vorteil: Abwehrspieler stehen oft mit erhobenen Händen im Block, unter den Armen ist dann Platz, um einen Ball vorbeizischen zu lassen. Für den Torhüter erfolgt der Wurf verdeckt - er hat besonders wenig Zeit zu reagieren.

Der Sprungwurf

Handballer heben regelmäßig ab: um sich einen besseren Wurfwinkel und mehr Zeit zu verschaffen, oder um über einen vielarmigen Block zu werfen. Ein wirkungsvoller Sprungwurf bedarf einiger Dynamik, Rechtshänder springen im Normalfall mit dem linken Bein ab (bei Linkshändern umgekehrt), aber auch beidbeinige Absprünge oder mit dem "falschen" Bein sind denkbar, allerdings schwieriger. Als Flugwunder galt der Franzose Luc Abalo in seinen Glanzzeiten. In der deutschen Mannschaft schwebt Patrick Groetzki außergewöhnlich lange durch die Luft.

Der Dreher

Der Dreher entschleunigt den Hochgeschwindigkeitssport Handball schlagartig. Bei dieser Technik wirft der Spieler nicht maximal hart, versetzt den Ball aber aus dem Handgelenk in eine Rotation. Dadurch ändert der Ball seine Richtung, wenn er auf dem Boden aufkommt, Harz ist dabei für einen maximalen Effekt unabdingbar. Der Vorteil: Mit dem Dreher können vor allem die Außenspieler den Ball aus schwierigen Winkeln am Torhüter vorbeizwirbeln. Der deutsche Nationalspieler Uwe Gensheimer hat internationalem Ruhm erlangt, weil seine Dreher von außergewöhnlicher Schönheit sind und er sein Handgelenk gummiartig verrenken kann wie niemand sonst.

Der Leger

Für diese Technik braucht es Geduld und starke Nerven. Das Duell mit dem Torhüter gleicht dabei dem Kinderspiel "Wer zuerst blinzelt, verliert". Der Angreifer wirft nicht wie sonst am höchsten Punkt seiner Sprungphase, sondern wartet, bis er wieder sinkt. Er täuscht währenddessen an, in eine der unteren Ecken zu werfen, idealerweise fällt der Torhüter darauf hinein und taucht ab. Der Werfer schließt erst ab, kurz bevor sein Schuh den Hallenboden berührt. Der Wurf ist selten wuchtig, fliegt mit eher geringer Geschwindigkeit am Kopf des Torhüters vorbei. Der hat nur geringe Chancen, die Hände noch nach oben zu bekommen.

Der Heber

Bogenlampen sind im Handball meistens verpönt, weil sie ungefährlich langsam sind - eine Sonderstellung genießt der Heber. Mit dieser Technik lassen sich Torhüter überwinden, die sich etwas zu weit aus ihrem Tor getraut haben - die Flugkurve des Balls beschreibt eine Parabel statt einer Linie. Gerade bei Siebenmetern ist der Heber ein gern eingesetztes Mittel, da die Schlussmänner sich bis zu vier Metern vor ihrem Tor aufbauen. Nachteil: Rechnet der Torwart mit einem Heber und hält, kann der Versuch ganz schön doof aussehen.

Der Fallwurf

Gehört zum Standardrepertoire eines jeden Kreisläufers und wird auch am häufigsten von diesem Spielertyp vorgeführt. Der Fallwurf gleicht in seiner Ausführung einem Schlagwurf - nur eben im Fallen. Abgetaucht wird meistens nach vorne oder zur Seite, der Perspektivwechsel bringt dem Schützen einige Vorteile: Der Werfer entkommt lästigen Verteidigern und verbessert gleichzeitig seinen Wurfwinkel. Außerdem ist es für den Torhüter schwierig, wenn die Bälle von unten nach oben fliegen oder plötzlich an seinen Füßen vorbeikullern. Für den Schützen ist die Zeit zum Abschluss allerdings sehr gering, da er schnell auf dem Boden aufschlägt.

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