Süddeutsche Zeitung

Handball:Spiel auf Zeit

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Die europäischen Ligen suchen eine gemeinsame Haltung zu der im Januar in Ägypten angesetzten WM. Man nehme "die Ängste von Spielern und Klubs wahr", versichert Bundesliga-Geschäftsführer Bohmann. Man sehe aber auch die Zwänge der Verbände.

In die Diskussion um die Handball-WM der Männer im Januar haben sich nun Europas Topligen eingeschaltet. Ob und unter welchen Bedingungen die Nationalspieler in Ägypten mitmachen dürfen, soll ein gemeinsames Positionspapier klären. Man stehe momentan "in engem Kontakt mit den anderen europäischen Topligen", sagte Frank Bohmann, Geschäftsführer der Bundesliga (HBL), und fügte hinzu: "Natürlich muss irgendwann eine Entscheidung fallen." Spätestens Ende Dezember "sollte es eine abgestimmte Empfehlung geben, wobei unabhängig davon jeder Spieler selbst entscheiden muss, ob er an der WM teilnimmt".

Der Vorstoß der Ligen zu einer gemeinsamen Risikobewertung kommt in einer Zeit kontrovers geführter Debatten unter Klubs, Verbänden und Spielern. Nach Patrick Wiencek, Hendrik Pekeler, Domagoj Duvnjak (alle THW Kiel) und Aron Palmarsson (FC Barcelona) äußerte zuletzt in Steffen Weinhold ein weiterer THW-Profi Bedenken. Angesichts der momentanen Vorgaben der Regierungen und der weltweiten Infektionslage habe er noch nicht entschieden, "ob ich mit zur WM fahren würde", sagte er den Kieler Nachrichten. "Wir nehmen die Sorgen und Ängste von Spielern und Klubs wahr, sehen aber auch die Notwendigkeiten und Wünsche der nationalen und internationalen Verbände", sagte Bohmann. So geht es bei dem Turnier im Januar neben der wichtigen Präsenz der Sportart auch um viel Geld: Allein der Deutsche Handballbund (DHB) darf bei der WM mit rund drei Millionen Euro an TV- und Sponsoringeinnahmen rechnen.

Der jüngst positiv auf das Coronavirus getestete Nationaltorwart Johannes Bitter, Vorsitzender der Spielergewerkschaft GOAL, hat Verständnis für die Skepsis unter den Profis. "Es ist schwierig, die Privatperson und den Sportler zu trennen", sagte Bitter, der eine Austragung der Weltmeisterschaft "Stand jetzt" befürwortet, im Sportschau-Interview: "Wir müssen unsere Familien schützen, haben aber auch eine Verantwortung unserem Sport und den Verbänden gegenüber. Wir wissen manchmal selber weder ein noch aus." Der Punkt für eine "knallharte Entscheidung" sei aber noch nicht gekommen, glaubt Bitter. Bundesliga-Boss Bohmann wirbt dafür, "erst einmal die Schärfe aus den Diskussionen zu nehmen. Bis zur Weltmeisterschaft sind es noch zwei Monate, da kann gerade in einer hoch dynamischen Situation noch einiges passieren."

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SZ vom 18.11.2020 / sid
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