Süddeutsche Zeitung

Hamburger SV:Richtige Zweitliga-Tore

Lesezeit: 2 min

Der HSV gewinnt durch Treffer von Zugang Simon Terodde gegen Düsseldorf. Mit dem inzwischen viertbesten Zweitliga-Stürmer der Geschichte will der Klub die zweite Liga endlich wieder verlassen.

Von Thomas Hürner, Hamburg

Ein Mann wie Simon Terodde haben sie in Hamburg lange gesucht, er ist aber auch so etwas wie ein personifiziertes und ehrliches Eingeständnis. Ihm haftet das Etikett "Zweitligastürmer" an, als dreimaliger Torschützenkönig in dieser Spielklasse darf das aber als Qualitätsmerkmal gelten. Beim HSV indes sieht man sich allein aus Traditonsbewusstsein natürlich eher als Erstligaklub, der nun in der dritten Saison in Serie in unangemessenen Sphären unterwegs ist - in einem inzwischen viel zu lang andauernden Fehler in der Fußballgeschichte sozusagen.

Terodde jedenfalls hat in seinem Zweitligadebüt für Hamburg gleich mal zwei Tore erzielt - und das im Spitzenspiel gegen den Erstliga-Absteiger Fortuna Düsseldorf. Der 2:1-Heimsieg am Freitagabend darf also nicht nur wegen Terodde als einer mit einer kleinen Signalwirkung gelten, zumal er auf einer konzentrierten Leistung fußte und am Ende ungefährdet zustande kam. "Einzelne Spieler" wollte der neue HSV-Trainer Daniel Thioune hinterher zwar nicht hervorheben, in einem Nebensatz attestierte er Terodde jedoch, "dass er weiß, wo der Rahmen steht." Er brachte sich und seine 1,92 Meter bei hohen Bällen auch immer wieder clever in Stellung. Das 1:0 erzielte er per Elfmeter kurz vor der Pause.

"Physically top" sei der HSV gewesen, bilanzierte der Fortuna-Coach Uwe Rösler, ein Trainer mit langer England-Vergangenheit. Die Hamburger begegneten Düsseldorfs Pressing mit Risikofreude und Ballsicherheit, was auch insofern bemerkenswert war, als in Moritz Heyer ein Innenverteidiger aufgestellt worden war, der keine 24 Stunden hatte, um seinen neuen Klub kennen zu lernen. Allerdings wisse Heyer ja "wie sein Trainer tickt", so Thioune, "er hatte also nicht viel zu verlieren auf dem Platz." Thioune hat Heyer bereits vergangene Saison in Osnabrück trainiert.

Zu verlieren gibt es beim HSV aber bekanntlich immer ein bisschen was, vor allem nach einem Pokal-Debakel wie in Dresden. Es war also nicht überraschend, dass die 1:4-Niederlage vom Montag weitere Maßnahmen nach sich ziehen musste. Verteidiger Toni Leistner wurde vorsichtshalber von der Mannschaft isoliert und ins Einzeltraining beordert, nachdem er gegen seinen früheren Klub auf die Tribüne gestürmt war, um einen Dynamo-Fan in Schulhof-Manier nach einer Beleidigungen zurechtzuweisen. Er hätte aufgrund gültiger Hygiene-Normen also ohnehin gefehlt, am Freitag wurde er vom Sportgericht dann zusätzlich für drei Spiele gesperrt und zu einer Geldstrafe verurteilt.

Terodde erzielt seine Zweitliga-Tore Nummer 119 und 120

Eine "große Erleichterung" war für Thioune entsprechend der gute Auftritt gegen Düsseldorf, "wir waren schon ein wenig unter Druck". Für die Hamburger Defensive galt allerdings nicht. Die 1000 Zuschauer bekamen auch in der zweiten Halbzeit eine Partie zu sehen, in der sich Fortuna fast ausschließlich darauf verständigte, die eigene Defensive zu verdichten - und einen HSV, dem es meist an zündenden Ideen mangelte. Bis es dann wieder Terodde war, der in der 60. Minute nach einem Konter das 2:0 erzielte, diesmal per Kopf. Insgesamt waren es seine Tore Nummer 119 und 120 in der zweiten Liga, Terodde steht damit auf Platz vier in der ewigen Bestenliste.

"Über meine ersten beiden Treffer freue ich mich ungemein", sagte der Stürmer, "aber wenn noch der Ausgleich gefallen wäre, hätten wir uns davon auch nichts kaufen können." Die Fortuna kam in der Nachspielzeit noch zum Anschlusstreffer, was angesichts so mancher Last-Minute-Niederlage in der vergangenen Saison schlimme Erinnerungen im Volksparkstadion geweckt haben dürfte. Diesmal brachte der HSV den Sieg aber problemlos über die Zeit.

Und so war es ein gelungenes Heim-Debüt für Trainer Thioune. "Hamburg, der HSV, das Stadion", sagte er, "das ist alles schon sehr imposant". Nur: "Die Größe hilft uns nicht, wenn es ums Gewinnen geht." Ein 1,92 Meter großer Stürmer namens Terodde aber durchaus.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5037717
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.