Süddeutsche Zeitung

Mindestens 16 Ziele:Microsoft: Hacker greifen Sport-Organisationen an

Lesezeit: 1 min

Eine mutmaßlich russische Hacker-Gruppe hat Sport-Organisationen auf der ganzen Welt ins Visier genommen. Mindestens 16 nationale und internationale Sport- und Anti-Doping-Organisationen seien angegriffen worden, berichtete am Montag der Software-Konzern Microsoft.

Die Attacken haben demnach kurz vor Einleitung eines Verfahrens gegen die russische Anti-Doping-Agentur Rusada im September begonnen. Einige dieser Attacken seien erfolgreich gewesen, die Mehrzahl aber nicht, hieß es ohne weitere Details.

Wer hinter einem Hackerangriff steckt, ist selten mit hundertprozentiger Sicherheit zu sagen. In diesem Fall hätten die Angreifer Hacker Microsofts Forschern zufolge jedoch dieselben Werkzeuge und Methoden benutzt, wie eine Gruppe, die im Westen unter den Codenamen Strontium, Fancy Bear und APT28 bekannt ist. Experten der Cybersicherheitsfirma Crowdstrike gehen davon aus, dass die Hackergruppe Teil des russischen Geheimdiensts GRU ist.

Laut einer Anklage der US-Regierung steckten diese Hacker auch hinter dem Datendiebstahl bei der Anti-Doping-Agentur Wada und Sport-Verbänden im Jahr 2016. Der Gruppe wird auch der Angriff auf die IT-Systeme des Deutschen Bundestags im Jahr 2015 zugeschrieben.

Entscheidung über Rusada könnte noch in diesem Jahr fallen

Die Entscheidung über einen möglichen Ausschluss der Rusada wegen angeblich manipulierter Labordaten könnte indes noch in diesem Jahr fallen. Wie die Welt-Anti-Doping-Agentur Wada mitteilte, würden derzeit noch die russischen Antworten auf einen entsprechenden Fragenkatalog geprüft.

Zwar könne kein konkreter Zeitrahmen benannt werden, allerdings sehe es derzeit danach aus, dass das zuständige Gremium bis Ende November den Bericht des Wada-Ermittlungsteams geprüft haben werde. Anschließend werde das Wada-Exekutivkomitee schnellstmöglich über das weitere Vorgehen und mögliche Sanktionen beraten.

Sollte die Rusada erneut ausgeschlossen werden, droht Russland eine empfindliche Strafe. Diese könnte bis zu einem Ausschluss russischer Sportler von den Olympischen Spielen in Tokio 2020 reichen.

Die Wada hatte am 23. September ein Verfahren gegen die Rusada eingeleitet. Die Wada zweifelt an der Echtheit der Daten aus dem Moskauer Kontrolllabor, die das Ausmaß des institutionalisierten Dopingprogramms belegen sollen.

Die Übergabe der Daten aus dem Labor-Informations- und Management-System (LIMS) war eine Voraussetzung für die Wiederaufnahme der Rusada in die Wada. Darin enthalten sind die Testdaten zwischen Januar 2012 und August 2015, in diesem Zeitraum sollen im Moskauer Labor systematisch positive Tests vertuscht worden sein.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4660277
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ.de/dpa/sid
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.