Süddeutsche Zeitung

Gürtel-Entzug für Floyd Mayweather:"Das ist eine Schande"

Lesezeit: 2 min

Von Saskia Aleythe

Manchmal muss selbst Floyd Mayweather was einstecken. Der Boxer hatte sich schick gemacht und saß im Publikum der BET Awards, eine Preisverleihung für afroamerikanische Künstler, neben ihm die Sängerin Rihanna. Die hatte, so ist es überliefert, irgendwann genug von den Plappereien von der Seite und zückte, was ihre Handtasche gerade hergab: Ein Stück Klebeband, das sie Mayweather auf den Mund klatschte. Mayweather guckte verdutzt. Eine hübsche Inszenierung.

Eine humorlose Nachricht übermittelte dem Boxweltmeister nun die Organisation WBO: Sie erkennt ihm den Titel des Weltergewichts-Champions ab. Also jenen Gürtel, den er im Mai gegen Manny Pacquaio erobert hatte, im als "Jahrhundertkampf" angepriesenen Fight, der alle Rekorde brach: 359 Millionen Dollar nahm der Sender Showtime mit dem Pay-per-View-Konzept ein, mehr als 11 000 Zuschauer kamen allein zum Einwiegen der Boxer. Mayweathers Gesamteinnahmen sollen sich nahe der 220 Millionen Dollar bewegen. Tagelang drehte sich die Sportberichterstattung in den USA um nichts anderes.

Der Grund für die Aberkennung ist daher besonders interessant: Mayweather hat der WBO eine fällige Gebühr von 200 000 Dollar nicht überwiesen. So wichtig war ihm der Gürtel wohl doch nicht. Den Stichtag am 3. Juli ließ er verstreichen.

200 000 Dollar tun Mayweather nicht weh

200 000 Dollar, so viel hatte Mayweather gegen den Philippiner Pacquaio in nicht mal drei Sekunden im Ring schon verdient. Ein Betrag also, der dem 38-Jährigen nicht sonderlich wehtun sollte. Warum hat der Mann, der laut Magazin Forbes jüngst als bestbezahlter Promi vorgestellt wurde, nicht einfach überwiesen?

Noch bei der Pressekonferenz nach dem gewonnenen Kampf sagte Mayweather, er wolle seinen Gürtel wieder abgeben, um jüngeren Kämpfern den Ring zu überlassen. Kurzum erklärte die WBO einen anderen Kampf zum Titelkampf: Timothy Bradley Jr. gegen Jessie Vargas am 27. Juni. Als Mayweather davon hörte, legte er laut ESPN per Anwaltsschreiben beim Verband Protest ein - er hatte seine Meinung zum Gürtel anscheinend geändert. Bradley gewann den Kampf, wurde aber nur Interimsweltmeister.

Um den Gürtel behalten zu dürfen, hätte Mayweather zwei Vorschriften erfüllen müssen. Normalerweise müssen drei Prozent der letzten Börse an den Verband überwiesen werden, höchstens jedoch 200 000 Dollar. Die zweite Forderung: Mayweather ist Inhaber von Gürteln unterschiedlicher Gewichtsklassen, was eigentlich dem WBO-Reglement widerspricht. Seine Gürtel der WBC und WBA hat er im Superweltergewicht erboxt, den der WBO im Weltergewicht. Er sollte sich für eine Gewichtsklasse entscheiden und die anderen Gürtel abgeben - doch dazu traf er bis zur Frist keine Entscheidung.

14 Tage Zeit für einen Einspruch

Aus dem Mayweather-Lager äußerte sich der CEO seiner Promotionsfirma zum Gürtelentzug der WBO. "Das ist eine Schande", sagte Leonard Ellerbe dem Sender ESPN. Er hat auch seine ganz eigene Theorie: "Überrascht bin ich nicht über die Entscheidung, wenn ich mir die Personen angucke, um die es geht." Seiner Meinung nach habe der Präsident der WBO Bradley zum Titel verhelfen wollen. Der bekommt nun schließlich doch Mayweathers Gürtel. "Vielleicht wollte er die Summe einfach nicht bezahlen", sagte hingegen Mayweathers unterlegener Gegner Pacquiao, "er hatte ja genug Zeit, seine Verantwortung als Weltmeister zu übernehmen."

14 Tage hat Mayweather Zeit, Einspruch gegen das Urteil der WBO einzulegen - die Erfolgschancen sind gering. Auf jeden Fall wird er noch einen letzten Kampf bestreiten, so ist es mit dem TV-Sender Showtime vereinbart. Vorgesehen ist der Kampf für den 12. September, der Gegner muss noch benannt werden. Rihanna wird vermutlich nicht im Publikum sitzen, aber Vermarktungsprobleme hatte Mayweather noch nie. Egal, ob mit oder ohne Gürtel.

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