Süddeutsche Zeitung

Bundesliga:Gladbach sprintet für Europa - und für Schubert

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Von Ulrich Hartmann, Mönchengladbach

Mönchengladbach bejubelt den Zuschlag für die Sprintwertung. Nächstes Jahr beginnt die Tour de France in Düsseldorf, und soeben hat Mönchengladbach die Zusage für die erste Sprintwertung bekommen. Am Sonntag, dem 2. Juli 2017, werden die Fahrer in Düsseldorf in die erste Etappe starten und gen Westen fahren. In Mönchengladbach legen sie einen Zwischensprint ein.

Nach Möglichkeit sollen sie auch am Fußballstadion im Westen der Stadt vorbeifahren, weil den Verantwortlichen bei der Überlegung, welche Sehenswürdigkeiten die Welt im Fernsehen von Mönchengladbach zu sehen bekommen soll, nicht so ganz viel eingefallen ist. Apropos Sprintwertung: Eine solche müssen auch die Fohlen gewinnen, jetzt sofort, um sich für einen Europapokal zu qualifizieren. Die Sprintwertung beginnt an diesem Sonntag gegen die TSG Hoffenheim im Borussia-Park.

Gladbach auswärts und Gladbach daheim, das waren zuletzt zwei unterschiedliche Mannschaften. Den bis dato letzten Auswärtssieg haben die Borussen am 31. Oktober erzielt. Seither: neun Auswärtsspiele, von denen sieben verloren gingen, zuletzt vier Mal nacheinander. Trotz dieser miserablen Ausbeute sind die Gladbacher weiterhin in der Verlosung um die Europa-League- und sogar Champions-League-Qualifikation, aber nur, weil sie daheim zuletzt brilliert haben: fünf Heimsiege nacheinander mit 18:1 Toren, dagegen vier Auswärtsniederlagen nacheinander mit 2:7 Toren. Das nennt man wohl eine gespaltene Persönlichkeit. Warum das so ist, kann in Mönchengladbach niemand so richtig erklären.

Der Trainer Schubert macht es an der Unerfahrenheit seiner jungen Mannschaft fest, an Druck und Nervosität. Aber was auch immer die Borussen derzeit so launisch und wechselhaft macht, genau das wollten sie nicht mehr nach der Ära Lucien Favre, in der die Mannschaft zwar nicht durchgängig großartig und erfolgreich spielte - aber nahezu immer seriös, also zuverlässig um die Erfüllung des Matchplanes bemüht.

Dem Trainer Schubert aber geht neuerdings bisweilen die Kontrolle über seine Spieler verloren, und nun bleiben vier Partien, in denen sich tendenziell zeigen muss, in welche Richtung die Reise geht: ob Gladbach wieder zuverlässig seriös wird - oder nur manchmal.

Mit einem Heimsieg gegen Hoffenheim an diesem Sonntag wäre die Antwort vermutlich noch nicht gefunden, und eine fünfte Auswärtsniederlage nacheinander am kommenden Samstag wäre genau deshalb kein Weltuntergang, weil die Borussen dann beim FC Bayern München gastieren. Erst im vorletzten Saisonspiel daheim gegen Bayer Leverkusen und zum Ausklang in Darmstadt wird sich Schuberts Einfluss auf die Mannschaft ultimativ widerspiegeln. Mit anderen Worten: Bringt Schubert Gladbach in den Europapokal, dann wird er wohl bleiben dürfen. Wenn nicht, erscheint eine Neulösung wahrscheinlich.

Xhaka als Symbol der Berg- und Talfahrt

Der Kapitän Granit Xhaka, über den viele behaupten, er werde nächste Saison in der Premier League spielen (FC Arsenal?), hat immer maximale Erwartungen. Solange es rechnerisch möglich sei, sagt er, "will ich in die Champions League". Minimalziel aber sei die Europa League. Xhaka darf gegen Hoffenheim wieder mitspielen, nachdem er seine vierte Sperre in dieser Saison verbüßt hat.

Zwei Mal je ein Spiel wegen gelb-roter Karten, ein Mal drei Spiele nach einem Tritt gegen Darmstadts Peter Niemeyer und zuletzt ein Spiel nach seiner fünften gelben Karte - damit ist Xhaka der am häufigsten gesperrte Bundesliga-Spieler dieser Saison. Auch an seinen wechselhaften Leistungen muss man Gladbachs Berg- und Talfahrt festmachen. Aber für die letzten vier Spiele wird er seinem Team vermutlich sehr helfen, denn der Schweizer ist ein Kraftwerk und damit: ein Mann für die Sprintwertung.

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Quelle:
SZ vom 24.04.2016
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